In meinem Heimatland Iran habe ich an der Universität Täbris ein Bachelor- und Masterstudium in Chemieingenieurwesen/Verfahrenstechnik absolviert, welches ich 2014 abgeschlossen habe. Danach habe ich zunächst in der Forschung und dann in der Qualitätskontrolle und technischen Überwachung in einem Kunststoffunternehmen und einem Bitumen-Unternehmen gearbeitet. Zuletzt war ich als Raffinerieingenieur tätig.
Während der Corona-Pandemie hatte ich den Wunsch, mein Leben zu ändern, und beschloss, nach Deutschland zu gehen, wo ich mich an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg für das Studium der Verfahrenstechnik einschrieb. Das Master-Studium ergänzt mein bereits abgeschlossenes Studium im Iran. Die Einreise verzögerte sich aufgrund der Corona-Pandemie, sodass ich im Oktober 2021 als Student in Magdeburg eintraf. Dank der Unterstützung des Studentenwerks konnte ich eine Wohnung im Studentenwohnheim beziehen. An der Universität habe ich mich umgehend für einen Deutschkurs angemeldet. Zusätzlich habe ich meine Sprachkenntnisse durch Apps und YouTube verbessert, sodass ich mich jetzt auf dem Niveau B2–C1 befinde. Um dies nachweisen zu können, strebe ich derzeit den nächsten Deutschkurs an.
Da es für Studierende aus dem Iran in Deutschland keine finanzielle Unterstützung gibt, habe ich mir zeitnah einen Nebenjob gesucht und als Helfer in der Pizzaproduktion in Osterweddingen und als Reinigungskraft in einem Café gearbeitet.
Im Juni 2023 nahm ich dann an den Discovery Days eines globalen Multi-Energie-Unternehmens teil und hatte die Chance, dort zwei Tage lang das Unternehmen und die Karrierechancen kennenzulernen. Im Anschluss an die Gespräche mit den dortigen Führungskräften erhielt ich die Möglichkeit, ein Praktikum im Sicherheitsbereich zu absolvieren, welches ich zwei Monate lang durchführte. Im Anschluss daran hatte ich die Chance, in den Bereich Verfahrenstechnik zu wechseln.
Anschließend arbeitete ich für sieben Monate, neben meinem Studium, drei Tage pro Woche in Leuna in einem großen Rationalisierungsprojekt. Diese Tätigkeit war anspruchsvoll, da die Fahrtzeit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln drei Stunden pro Strecke betrug. Dennoch hat mich diese Erfahrung in meiner beruflichen Entwicklung sehr vorangebracht. Mein Ziel war es, eine Stelle in Magdeburg zu finden. Dafür habe ich fast 100 Bewerbungen geschrieben, 23 Absagen erhalten und 4 positive Antworten erhalten. Ich habe bei 3 Unternehmen in der Umgebung, in einem weit weg von Magdeburg und in einem Unternehmen in Magdeburg Vorstellungsgespräche geführt.
Im Rahmen eines Besuchs des Rückkehrertags in Staßfurt hatte ich die Gelegenheit, mit Frau Hilbert vom WelcomeCenter Sachsen-Anhalt in Kontakt zu treten. Sie verhalf zunächst meiner Freundin zu einer Arbeitsstelle in Staßfurt. Bei einem weiteren Kontakt mit Frau Kegel, Regionalberaterin für Fachkräfte in der Landesinitiative Fachkraft im Fokus, auf einer Jobmesse in Magdeburg wurde mir bewusst, dass ich ebenfalls Unterstützung bei meiner eigenen Jobsuche benötige. Wir vereinbarten daraufhin weitere Schritte und ich kam wieder in Kontakt mit Frau Hilbert. Frau Hilbert gab mir wertvolle Tipps zum Bewerbungsverfahren, führte mit mir Vorstellungsgesprächstrainings durch und vermittelte mir dadurch die nötige Sicherheit. So konnte ich schließlich eine Anstellung in einem Magdeburger Unternehmen des Engineerings und Anlagenbaus für die chemische, pharmazeutische und Lebensmittelindustrie sowie den Energiebereich finden. Hier werde ich als Projektmanager für Verfahrenstechnik tätig sein. Um dauerhaft in Deutschland bleiben zu können, habe ich bereits die „Blaue Karte EU“ beantragt.
Ich bin den Regionalberater:innen Regionalberaterin für Fachkräfte in der Landesinitiative Fachkraft im Fokus und des WelcomeCenters Sachsen-Anhalt für ihre Unterstützung sehr dankbar. Magdeburg ist eine attraktive Stadt mit viel Grün, einer freundlichen Atmosphäre und einer ruhigen Umgebung. Die Stadt verfügt über eine schöne Lage an der Elbe, hervorragende Wohnmöglichkeiten und eine vielfältige Unternehmenslandschaft. Meine Freundin und ich fühlen uns sehr wohl hier und planen, langfristig zu bleiben.
In meinem Heimatland, der Republik der Philippinen, habe ich einen Bachelor of Science in Elektronik erworben und anschließend in der Entwicklungsabteilung eines weltweit tätigen Unternehmens gearbeitet, welches Drucker, Scanner, Digitalkameras und andere Elektronikprodukte herstellt. Mein Ziel war es schon immer ins Ausland zu gehen, da es auf den Philippinen schwierig ist, einen Job zu finden, bei dem meine Qualifikationen entsprechend gewürdigt werden und der gut bezahlt ist. Ursprünglich war Kanada als Ziel vorgesehen, da ich dort nicht noch eine neue Sprache hätte lernen müssen. Ich habe aber auf den Philippinen schon begonnen, im Goethe-Institut Deutsch A1 zu lernen, denn dieses Sprachzertifikat ist Voraussetzung für alle Langzeit-Visa für Deutschland.
Nachdem ich im Jahr 2019 meinen jetzigen Mann im Internet kennengelernt habe, war aber klar, dass ich nach Deutschland gehen werde. Nachdem wir geheiratet haben und eine Wohnung in Halle gefunden haben, habe ich meine Sprachkenntnisse schrittweise weiter verbessert. Als ich Deutsch B1 erfolgreich abgeschlossen hatte, habe ich einen Minijob angefangen, so dass ich auch etwas eigenes Geld hatte. Davon habe ich mir unter anderem ein Fahrrad gekauft.
Nach dem Kontakt mit der Arbeitsagentur habe ich dann noch weiter Deutsch B2 für den Beruf und danach auch noch Deutsch C1 gelernt. Aber es war nicht einfach einen Job hier zu finden, denn auf meine Bewerbungen habe ich häufig Absagen bekommen.
Erst durch eine Jobmesse, auf der ich mit den Mitarbeitenden von Fachkraft im Fokus in Kontakt gekommen bin, ging es vorwärts. Speziell die Vermittlung von Ansprechpartnern bei Firmen hat mir sehr geholfen. Wichtig, um einen Job zu bekommen, ist die Anerkennung der Berufszeugnisse durch die Kultusministerkonferenz KMK. Die dauert eine Weile und kostet auch einiges an Geld, aber es ist der wichtigste Schritt um einen Job als Ingenieur hier in Deutschland zu bekommen.
Heute arbeite ich bei der INGenium EMSR GmbH in Halle und bin sehr glücklich, dass meine jetzigen Chefs das Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten haben und dass ich ein fester Bestandteil des Teams an Planungsingenieuren bin. Seit 2024 bin ich als Bachelor of Sc. in Electronics Engenineering von der Ingenieurkammer Sachsen-Anhalt anerkannt und auch gleich Mitglied der Kammer geworden.
Für mich hat sich mein Lebenstraum beruflich und auch privat erfüllt und wer sich wirklich anstrengt und darauf fokussiert hier einen Job zu finden und sein Leben aufzubauen, der kann es auch schaffen. Mein nächstes Ziel ist nun die Einbürgerung, auch das ist ein langwieriger Prozess, aber ich bin sehr optimistisch.
Das WelcomeCenter Sachsen-Anhalt ist die zentrale Anlaufstelle des Landes für Fachkräfte aus dem Ausland. Auch Habib Carim hat auf seinem Weg nach Sachsen-Anhalt Unterstützung bei uns gefunden. Heute ist er angekommen – im Job und in seiner neuen Heimat Magdeburg.
Als Teil der Landesinitiative „Fachkraft im Fokus“ bietet das WelcomeCenter umfassende Beratung, begleitet ausländische Fachkräfte durch den gesamten Prozess und vermittelt sie an relevante Ansprechpartner:innen. Darüber hinaus fördert es den Wissensaustausch in der Region durch Schulungen, Online-Seminare und eine umfangreiche Online-Infothek. Beste Voraussetzung also um hier anzukommen. Denn Sachsen-Anhalt hat viel zu bieten: malerische Natur, ein vielfältiges kulturelles Angebot, eine dynamische Wirtschaft, günstigen Wohnraum und hervorragende Kinderbetreuung.
„Vielen Dank an Frau Mogdans vom WelcomeCenter Sachsen-Anhalt für die Unterstützung und gute Begleitung im Prozess“, sagt Carim.
Kerstin Mogdans, Koordinatorin für das WelcomeCenter Sachsen-Anhalt, ist landesweit in der Fachstelle Willkommensstrukturen und Familienfreundlichkeit aktiv.
Wenn auch Sie Unterstützung benötigen, stehen Ihnen die Mitarbeiter:innen des WelcomeCenters Sachsen-Anhalt gern zur Seite.
Ich habe in meiner Heimat der Ukraine einen Abschluss in Sozialer Arbeit absolviert und anschließend Wirtschaftsökonomie studiert. Während meines Studiums war ich 8 Jahre als Notfallsanitäterin tätig. Danach habe ich 2 Jahre als Bankkauffrau als Beraterin in allen Geldangelegenheiten gearbeitet. In den darauffolgenden 12 Jahren arbeitete ich als Arbeitsvermittlerin im Jobcenter meiner Heimatstadt. In dieser Position habe ich insgesamt zwischen 300 und 400 Kunden betreut. Ich habe mich um alles gekümmert. Täglich habe ich neue Kunden registriert, Arbeitslosengeld berechnet, die Arbeitlosen über Arbeitsmöglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt informiert, den Kunden geholfen, einen Lebenslauf und Bewerbungsschreiben zu erfassen und natürlich auch passendes Personal für Arbeitgeber gesucht. Ich habe etwa 50 Kunden pro Tag betreut und Termine im 10-Minuten-Takt vergeben. Mein Hauptziel war es, eine Arbeitskraft und den passenden Arbeitgeber zusammenzubringen. Obwohl das Arbeitsaufkommen enorm war, hat mir dieser Job sehr viel Spaß gemacht.
Aufgrund des Kriegsausbruchs in der Ukraine musste ich mein Heimatland verlassen. Im März 2022 floh ich gemeinsam mit meiner Tochter nach Magdeburg und wurde in einem Wohnheim untergebracht. Dort erhielten wir großartige Unterstützung von Freiwilligen und einer deutschen Familie. Im Mai 2022 absolvierte ich einen Deutschkurs und schloss anschließend einen Integrationskurs mit B2 ab. Danach begann die Arbeitssuche. Nataliya Detka vom WelcomeCenter Sachsen-Anhalt hat mich dabei sehr unterstützt. Sie erklärte mir, wie man hier in Deutschland eine Bewerbung und einen Lebenslauf verfasst. Außerdem half sie mir bei der Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche und erläuterte mir die Arbeitskultur und die Kommunikation im Beruf. Diese unterscheiden sich deutlich von der in der Ukraine. Dank der großartigen Unterstützung hatte ich sogar die Wahl zwischen zwei Jobs und entschied mich schließlich für die Stelle als Jobvermittlerin in der Arbeitsvermittlung beim Jobcenter. Ich bin wirklich glücklich mit meiner Entscheidung. Unsere Abteilung ist relativ klein und ich habe sehr nette Kollegen, die mir immer mit Rat und Tat zur Seite stehen. Es gibt einen umfangreichen Einarbeitungsplan und ich hoffe, bald die ersten eigenen Jobvermittlungen durchführen zu können.
Magdeburg gefällt mir sehr gut und ich hoffe, hier eine neue Heimat zu finden. Meine Tochter studiert mittlerweile an der Otto-von-Guericke Universität und hat sich ebenfalls ziemlich gut eingelebt.
Tariq Al-Maáitah wurde in Jordanien geboren und träumte schon seit seiner Jugend davon, Arzt zu werden. Die Teilnahme an Sprachkursen und ein Medizinstudium sind in Jordanien sehr teuer, trotzdem ermöglichten ihm seine Eltern diesen Weg und nach seinem Abitur studierte er von September 2014 bis Juni 2020 Humanmedizin an der Mútah-Universität in Al-Karak. Von Juli 2020 bis Juli 2021 vertiefte er seine Kenntnisse in den Bereichen Chirurgie, Innere Medizin, Gynäkologie und Pädiatrie im Prinz Ali Militärkrankenhaus in Al-Karak. Danach war er bis Ende 2022 als Allgemeinmediziner in der "South Jordan For Occupational Health" in Al-Karak tätig.
Auf der Suche nach einem geeigneten Ort für seine weitere medizinische Ausbildung wurde er auf die Partnerschaft der Bundesagentur für Arbeit - der ZAV Zentralen Ausland- und Fachvermittlung in Bonn - mit Jordanien aufmerksam und erhielt als einer von 316 Bewerbern eines der 15 Stipendien für die Einreise nach Sachsen-Anhalt.
Am 10.01.2023 ist Tariq Al-Maáitah in die Bundesrepublik Deutschland eingereist und hat bereits am 13.01.2023 seinen Arbeitsvertrag und eine Unterkunft in einer Harzer Klinik erhalten. Zeitgleich besuchte er neben seiner Arbeit den C1-Fachsprachenkurs, welchen er am 10.08.2023 erfolgreich abschloss.
Nachdem er den Fachsprachkurs C1 erfolgreich absolviert hatte und nun seine Berufserlaubnis beantragen konnte, wurde er überraschend damit konfrontiert, dass sein befristeter Arbeitsvertrag aus wirtschaftlichen Gründen des Krankenhauses nicht verlängert werden konnte.
Hier wurde im August 2023 Gabriela Nagler vom WelcomeCenter Sachsen-Anhalt in Halberstadt in den weiteren Prozess einbezogen. Sie nahm unverzüglich Kontakt mit den Beteiligten und der Bundesagentur für Arbeit auf und setzte alle verfügbaren Maßnahmen in Bewegung, um für Tariq Al-Maáitah einen neuen Arbeitgeber mit geeigneter Unterkunft zu finden. Für Tariq Al-Maáitah standen seine fünfjährige Weiterbildung zum Assistenzarzt und sein geplanter Aufenthalt in Deutschland auf dem Spiel. Aufgrund der guten Kooperation der beteiligten Akteure, fand sich zeitnah eine neue Lösung und er wurde zum 01.10.2023 als Mitarbeiter im Bereich Orthopädie in der Reha-Fachklinik „Teufelsbad" Blankenburg (Harz) eingestellt und durfte dort auch wohnen. Da sich zwischenzeitlich am ursprünglichen Klinikum die Gegebenheiten verändert hatten und sich eine erneute Möglichkeit der Anstellung ergab, entschied er sich, ab dem 01.12.2023 seine Karriere als Gefäßchirurg dort fortzusetzen.
Die Kolleg:innen der Rehaklinik „Teufelsbad“ waren äußerst kulant und unterstützten ihn in seiner Entscheidung, die Facharztausbildung weiter fortzusetzen und machten einen erneuten kurzfristigen Arbeitsplatzwechsel möglich.
Inzwischen hat er seine Berufserlaubnis erhalten. Damit ist auch seine Aufenthaltsgenehmigung nicht mehr gefährdet und Sachsen-Anhalt gewinnt einen Facharzt, der keine Mühen scheut, um seinen Lebensweg zielstrebig zu gehen und die angestrebte Facharztausbildung erfolgreich abzuschließen.
Tariq Al-Maáitah schätzt die Disziplin und die hohen Qualitätsstandards in Deutschland sehr, wünscht sich jedoch weniger Bürokratie. Er ist dankbar für die Unterstützung seiner Eltern, von Inga Thomsen bei der Bundesagentur für Arbeit, der Ärztin Katharina Bühl, Alexandra Hahne vom Arbeitgeberservice, Gabriela Nagler vom WelcomeCenter Sachsen-Anhalt und dem gesamten Team der Reha-Fachklinik „Teufelsbad“ in Blankenburg (Harz).
Ankommen in Sachsen-Anhalt mit Job als Marketing-Expertin.
In meiner Heimat Ecuador habe ich einen Bachelor in Unternehmenskommunikation abgeschlossen und in verschiedenen Marketingbereichen gearbeitet. Im September 2017 bin ich nach Deutschland gekommen, habe zunächst ein 6-monatiges Praktikum im ESZ-EUER-Sprachzentrum Freiburg im Bereich Social-Media absolviert, um anschließend meinen Master Business Administration an der Hochschule in Bernburg abzulegen. Da ich sehr sprachaffin bin, war es kein Problem für mich und ich habe mich sehr gut in Deutschland eingelebt. Darüber hinaus lebt meine Tante seit mehr als 20 Jahren in der Nähe von Freiburg und hat mich zusätzlich unterstützt.
Die Liebe hat mich von Bernburg nach Magdeburg verschlagen, weshalb ich mich dann in Magdeburg auf Jobsuche begab. Im November 2021 hatte ich mein erstes Beratungsgespräch im WelcomeCenter Sachsen-Anhalt der Landesinitiative Fachkraft im Fokus. Es war toll und aufgrund der guten Vernetzung hatte meine Beraterin Nataliya Detka auch gleich eine Idee, bei welchem Arbeitgeber ich mich vorstellen könnte. Vor dem Bewerbungsgespräch war ich gut sehr nervös, da ich nicht wusste, was mich erwarten würde. Es war aber ein äußerst angenehmer Termin mit einem positiven Ausgang. Unverzüglich konnte ich meine Stelle als Mitarbeiterin in der Marketingabteilung antreten. Zunächst im Homeoffice, da ich im Dezember planmäßig in meine Heimat fliegen wollte, welche immerhin 15 Flugstunden entfernt und somit gefühlt am anderen Ende der Welt ist. Der IT-ler richtete extra dafür eine Verbindung für mich ein.
Am 17.01.2022 trat ich dann meinen Dienst im Büro an. Eine intensive Einarbeitung durch die Stelleninhaberin konnte nicht erfolgen, da meine Vorgängerin genau an diesem Tag ihren letzten Tag hatte. Es war also ein fliegender Wechsel und ich musste direkt ins kalte Wasser springen. Aber nun nach etwas mehr als einem Jahr kann ich sagen, diese Herausforderung habe ich gemeinsam mit meinen Kolleg:innen sehr gut gemeistert. Es ist eine sehr anspruchsvolle und interessante Stelle, mit vielen technischen Herausforderungen, Besuchen auf Messen und bei Kunden. Kein Tag gleicht dem anderen. Ich bin sehr stolz, diesen Job auszuführen, ich habe so viel gelernt und nebenher auch noch einen Deutschkurs absolviert.
Ich bin meinen Chefs Herrn Zwick und Herrn Fischer sehr dankbar, dass sie mich so unterstützen und mir die Arbeitsstelle angeboten haben. Wir haben uns gesucht und gefunden und mittlerweile ein freundschaftliches Verhältnis zueinander. Die Arbeitsbedingungen sind toll und nicht zu vergleichen mit den Bedingungen in Ecuador. Dort arbeitet man häufig nur auf dem Papier 40 Stunden, in Wirklichkeit oftmals mehr, was nicht vergütet wird. Darüber hinaus hat man nur Anspruch auf 15 Tage Urlaub im Jahr und die Arbeitnehmerrechte sind nicht so freundlich wie in Deutschland. In Magdeburg allgemein fühle ich mich sehr wohl und würde gern bleiben. Beruflich möchte ich mich noch in verschiedenen Bereichen, wie z.B. DSGVO, Budgets und Digital Marketing weiterentwickeln.
Altmärker Produktions-Unternehmen visuSolution GmbH aus der Optikbranche findet perfekte Stellenbesetzung aus Ecuador.
Claudia de Beaux HR-Managerin und Personalreferentin der visuSolution GmbH nutzt möglichst vielseitige Recruiting-Wege, um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken. Aus diesem Grund ist sie auch schon seit einiger Zeit in engem Austausch mit der Regionalberaterin für Fachkräfte, Jana Worreschk, von der Landesinitiative „Fachkraft im Fokus“. Frau Worreschk hat gemeinsam mit ihren Kolleg:innen des „WelcomeCenters Sachsen-Anhalt“ genau die passende Bewerberin für unsere Stelle gefunden. Im Vorfeld wurde ich umfassend beraten, meine Anfragen wurden tagesaktuell beantwortet und die anschließende Vermittlung von Maira Montalvo Rojas erfolgte schnell und unkompliziert. Es gehört sicher auch ein bisschen Glück dazu, genau die passende Fachkraft zu finden, aber ich bin absolut zufrieden mit dem Ergebnis der Zusammenarbeit, zieht Claudia de Beaux Resümee.
Mittlerweile arbeitet Frau Montalvo Rojas seit eineinhalb Jahren bei der visuSolution GmbH und es passt einfach perfekt. Die berufliche Entwicklung wird durch den Arbeitgeber maßgeblich unterstützt und beide Seiten sind glücklich mit dem Verlauf der Unterstützung durch die Landesinitiative „Fachkraft im Fokus“ und dem angeschlossenen „WelcomeCenter Sachsen-Anhalt“.
Aybaniz Garadzhaeva spricht fließend Russisch und Ukrainisch und ist mit ihren zwei Diplomen im pädagogischen Bereich hoch begehrt im deutschen Bildungssystem. In Sachsen-Anhalt will die Ukrainerin die Zukunft für ihre Familie aufbauen. Sie sieht in Magdeburg gute Chancen, ihren neuen Lebensmittelpunkt zu finden. Und sie hat inzwischen wieder Mut geschöpft, ist zuversichtlich und blickt nach vorn. „Ich würde auch gern hierbleiben und mich beruflich etablieren.“ sagt Aybaniz und freut sich auf ihre erste Unterrichtsstunde, die sie in Deutschland geben darf.
Dass sie ihre Heimat verlassen und in einem anderen Land ihr Leben neu starten muss, damit hat die Lehrerin und Sozialpädagogin aus Charkiw nicht gerechnet. Die junge Mutter liebt ihren Beruf und die Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern in ihrer Heimat, der Ukraine. Mit dem Ausbruch des Krieges ändert sich ihr gesamtes Leben. Noch lange versucht die ehrgeizige Frau, den Unterricht an ihrer Schule aufrecht zu erhalten, um dort ein Stück Normalität zu bewahren. Aber dann geht nichts mehr. Als die Scheiben der Schule durch eine Detonation direkt vor ihren Augen zerbersten, hat auch sie keine Kraft mehr. Gemeinsam mit ihren Kindern begibt sie sich auf eine insgesamt 30-stündige, traumatische Flucht nach Deutschland. Über Berlin kommt die verängstigte Familie zunächst nach Hannover, von dort zurück nach Berlin und dann schließlich nach Sachsen-Anhalt.
In Magdeburg nimmt Aybaniz Garadzhaeva über eine Empfehlung Kontakt zur Landesinitiative Fachkraft im Fokus auf und trifft hier auf unsere Regionalberaterin im WelcomeCenter, Nataliya Detka. Das ausführliche und sehr emotionale Gespräch beider Frauen in deren Muttersprache gibt Aybaniz ein Stück Geborgenheit. Schnell fasst sie Vertrauen zu unserer emphatischen und fachkundigen Regionalberaterin. Nataliya Detka erklärt die Rang- und Reihenfolge der jetzt einzuleitenden Maßnahmen und nimmt sofort Kontakt zum Landesschulamt auf. In kürzester Zeit werden gemeinsam alle wichtigen Unterlagen zusammengestellt und an das Amt geschickt. Nun kann Aybaniz Garadzhaeva dessen Rückkopplung und ihren beruflichen Neustart in Sachsen-Anhalt kaum erwarten.
„Er gehört wahrlich zu den Getränken, die in keinem Unternehmen, keiner Gastronomie und in keiner Branche fehlen dürfen – der Kaffee.“ ist sich Johannes Lübbers sicher und sucht für seine Firma dringend einen Servicetechniker im Außendienst für den Mobilität keine Hürde ist. „Kaffeeautomaten und Wasserspender preiswert mieten und höchste Qualität genießen! Seit 1991 bieten wir einen Komplett-Service rund um den Kaffee in Sachsen-Anhalt, Sachsen, Brandenburg, Berlin und Niedersachsen. Ein Vollservice versteht sich bei uns von selbst! Ob ein technisches Problem mit dem Kaffee-Vollautomaten oder die Lieferung von neuen Füllprodukten, bei uns kommt alles aus einer Hand!“
Johannes Lübbers, geschäftsführender Gesellschafter der procon GmbH, wendet sich im Februar 2022 an die Landesinitiative Fachkraft im Fokus. Zunächst kümmert sich André Gottschalk, Regionalberater für Unternehmen, um das Anliegen des Unternehmers. Bald stellt sich heraus, dass das Unternehmen durchaus bereit ist, Fachkräfte mit Migrationshintergrund zu Bewerbungsgesprächen für die zu besetzende Vollzeit-Stelle einzuladen.
Die Regionalberaterin im WelcomeCenter Sachsen-Anhalt, Nataliya Detka, unterstützt den Unternehmer bei der Suche nach passenden Fachkräften und berät ihn zu allen Fragen bei deren betrieblicher und sozialer Integration. Insgesamt vier Ukrainer und Weißrussen schlägt sie Johannes Lübbers als Kandidaten vor. Zwei davon werden bereits im März zum Vorstellungsgespräch eingeladen.
Herr Rafayevych lebt seit 20 Jahren in Deutschland. Er überzeugt den Unternehmer von seinem technischen Verständnis und bekommt die Festanstellung als Servicetechniker im Außendienst mit einer sechsmonatigen Probezeit. Sein Aufgabengebiet sind die Wartung und die Reparatur von gewerblich genutzten Heiß- und Kaltgetränkesystemen. Herr Rafayevych arbeitet sich sehr schnell und versiert in seinen Aufgabenbereich ein. „Er ist freundlich, nett, zuverlässig und überaus interessiert. Das Unternehmen ist sehr zufrieden mit ihm. Dennoch gibt es leider eine erhebliche Sprachbarriere, die für die procon GmbH zu einem Problem werden könnte.“ fügt Johannes Lübbers hinzu. Herr Rafayevych bekommt deshalb vom Unternehmen sehr viel Unterstützung, damit er seine Sprachkenntnisse schnell verbessern kann. Motiviert absolviert er neben seiner Arbeit einen Sprachkurs und wird zusätzlich von seinen Kolleginnen und Kollegen unterstützt. Alle hoffen, dass sich Herr Rafayevych auch sprachlich sehr schnell integrieren kann und qualifizieren sich dabei selbst zu hervorragenden Mentor:innen.
Motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind die Basis für den Erfolg Ihres Unternehmens
Es muss nicht gleich eine Kita sein – es gibt viele Möglichkeiten zur Gestaltung familienfreundlicher Maßnahmen in Ihrem Unternehmen.Kerstin Mogdans ist Koordinatorin im WelcomeCenter Sachsen-Anhalt der Landesinitiative Fachkraft im Fokus. Im Rahmen ihrer facettenreichen Beratungstätigkeit sensibilisiert Frau Mogdans auch Untermehmer:innen zu Möglichkeiten der Gestaltung familienfreundlicher Maßnahmen in ihren Unternehmen. Dabei geht es nicht zwangsläufig um die großen Projekte. Es sind vielmehr die kleinen Ideen, die nicht immer Geld kosten müssen oder große Investitionen nach sich ziehen. Kerstin Mogdans legt hierbei sehr viel Wert darauf, dass gemeinsam Lösungen gefunden und auch angenommen werden, die zum Unternehmen und zu den Mitarbeitenden passen. Dass diese Botschaft bei den Unternehmer:innen gut ankommt, bringt Karsten Doll, Geschäftsführer der Rettungstechnik Doll GmbH in einem Veranstaltungsfeedback zum Ausdruck:
„Am 22. Februar 2022 führten wir in unserem Haus einen Workshop mit unseren Führungskräften durch. Ziel war es, das Team für die Themen Anpassung der Firmenleitsätze, Familienorientierung sowie Entwicklung von passenden Maßnahmen für die Umsetzung zu sensibilisieren. Anliegen war es darüber hinaus, die Kommunikation erfolgreicher zu gestalten, um Fachkräfte zu motivieren, zu halten und zu gewinnen sowie das Außen- und Innenbild des Unternehmens zu stärken. Der Workshop mit viel Input und Gruppenarbeit unter der Moderation von Kerstin Mogdans gestaltete sich sehr konstruktiv und zielführend, ging es doch um die Sichtbarmachung vorhandener guter Strukturen im (potenziellen) Abgleich mit den Vorstellungen und Wünschen unserer Mitarbeitenden. Hier wurden wir auf einen guten Weg gebracht, Möglichkeiten wurden erörtert. Wir werden an den avisierten Maßnahmen aktiv weiterarbeiten und die Umsetzung forcieren.
Wir bedanken uns herzlich für die interessante Impulsgebung und gute Moderation.“
Jelena Medjo ist ernüchtert, enttäuscht und sehr beunruhigt. Sie kommt 2011 aus privaten Gründen nach Deutschland, stammt aus Serbien. Dort hat sie Geografie im Bereich Lehramt studiert und einige Jahre im öffentlichen Dienst gearbeitet. Aber wirklich angekommen ist Frau Medjo in Deutschland zunächst nicht.
Anfang 2021 empfiehlt ihr die Agentur für Arbeit Halle ein Beratungsgespräch im WelcomeCenter Sachsen-Anhalt. Umgehend vereinbart Frau Medjo einen ersten Termin mit Vanessa Adloff, Regionalberaterin im WelcomeCenter. Die beiden Frauen sprechen sehr ausführlich über all die im Laufe der Jahre angesammelten Spannungsfelder. Schnell wird klar, dass Jelena Medjo sich erst auf ihre eigene Karriere konzentrieren kann, wenn ihre Tochter gut versorgt ist. Für Laura wird über das Landesschulamt ein Platz in der 5. Klasse im „Wunschgymnasium von Mutter und Tochter“ in Kröllwitz gefunden. Beide sind sehr ehrgeizig und hatten zu Unrecht befürchtet, dass es hier Probleme wegen des Einzugsgebietes geben könnte.
2013 absolviert Jelena Medjo einen B2-Sprachkurs. Über viele Jahre arbeitet die sprachenaffine junge Frau im Niedriglohnsektor in einem ungelernten Job. Ihr fehlt inzwischen das Vertrauen auf ihre eigenen Stärken. Diese herausgearbeitet und gefestigt durch Frau Adloffs Empfehlungen zu möglichen Zukunftsperspektiven, startet Frau Medjo im September 2021 eine Weiterbildung für Pädagogische Fachkräfte über das IQ Netzwerk Sachsen-Anhalt und findet mit Thomas Nauhaus einen kompetenten Ansprechpartner. Zeitgleich unterstützt Frau Adloff sie weiterhin intensiv bei der Ausarbeitung von Bewerbungsunterlagen und der Vorbereitung von Bewerbungsgesprächen.
Im Mai 2021 laufen die ersten Vorstellungsgespräche. Jelena Medjo ist sich noch unsicher, ob sie sich vorstellen kann, als Lehrerin in Deutschland zu arbeiten. Sie entscheidet sich zunächst für die Arbeit in einem Hort und erhält im September 2021 eine Festanstellung. Ihre Weiterbildung führt sie parallel fort und schließt diese im Dezember 2021 erfolgreich ab. Um als Lehrerin in den aktiven Schuldienst einsteigen zu können, fehlt ihr nur noch die C1-Qualifiaktion. Diese kann Frau Medjo zu jeder Zeit auch später erwerben und sogar durch verschiedene Programme finanziell fördern lassen. „Es gibt immer eine Möglichkeit und Raum für Weiterbildung,“ gibt Vanessa Adloff ihr mit auf den Weg.
Frau Medjo ist eher kein überschwänglicher Typ und so wiegt ihr höchst positives Feedback umso mehr: „Die ERSTE Beraterin seit 10 Jahren meines Deutschlandaufenthaltes, die ihren Job wirklich versteht. Alle möglichen offiziellen Institutionen dieses Landes wussten nicht, was ich mit meinem bereits anerkannten Hochschulabschluss 8-9 Jahre lang anfangen sollte. Alle, bis auf eine! Meine Beraterin Vanessa Adloff! DANKE SCHÖN - BIS ZUM HIMMEL!“
„Ein so umfassender Beratungserfolg innerhalb eines Jahres ist selten und nur möglich, wenn jeder motiviert mitarbeitet und alle Netzwerkpartner unterstützend zur Seite stehen.“ betont Vanessa Adloff. „Die einst motivierte Jelena Medjo hatte sich fast aufgegeben. Nun sind alle Konfliktfelder abgearbeitet. Jetzt ist Raum für Glück auf privater und beruflicher Ebene.“
Wie berufliche Integration von ausländischen Fachkräften im ARAL-Autohof in Magdeburg-Rothensee funktioniert: Ankommen, Etablieren, Entwickeln
Von weitem schon sieht man die blauen Fahnen im Wind flattern. Der ARAL-Autohof in Magdeburg-Rothensee ist mit seinen 63 LKW-Parkplätzen direkt an der A2 für so manche Trucker:innen ein beliebter Ort für den wohlverdienten Feierabend und sogar ein Stück Heimat geworden. Der Wohlfühlfaktor ist Inhaberin Ines Rödiger und Stationsleiterin Kathrin Holland besonders wichtig. So bietet der Autohof neben Kraftstoff, Waschanlage & Co. auch ein Bistro mit 20 Sitzplätzen und täglich wechselndem Angebot an warmen Speisen. „Hier wird noch selbst gekocht und auch nach Wunsch zubereitet. Trucker:innen essen derb! Um ein so breites Dienstleistungsspektrum in bester Qualität 24/7* anbieten zu können bedarf es hoch motivierter und zufriedener Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.“ betont Frau Rödiger und verweist damit auf den Fachkräftemangel auch in ihrer Branche.
Auf Empfehlung wendet sich Ines Rödiger an das WelcomeCenter Sachsen-Anhalt und setzt dabei auf dessen Beratungsangebote für Unternehmen. Marion Hilbert, Regionalberaterin WelcomeCenter in Magdeburg, stellt das komplexe Leistungspaket der Landesinitiative Fachkraft im Fokus vor. Sie führt mit der Unternehmerin ein intensives Gespräch zu Kernfragen wie Arbeitgeberattraktivität, der beruflichen Integration von Zuzugsinteressierten oder den Chancen für die Fachkräftevermittlung auch über die Stellen- und Fachkräftebörse der Landesinitiative Fachkraft im Fokus. „Im Autohof arbeiten bereits ausländische Fachkräfte.“ lobt Frau Rödiger besonders die Zuverlässigkeit dieser. Gemeinsam betrachten die Frauen die Möglichkeiten des Unternehmens für die berufliche Integration von weiteren ausländischen Fachkräften und die Ressourcen, die noch ausgeschöpft werden können.
Herr Karimi ist bereits seit 2015 in Deutschland. Verschiedenen Jobs ist der aus dem Iran stammende, sehr sportliche junge Mann bereits nachgegangen, als er sich Ende 2019 bei der Landesinitiative Fachkraft im Fokus meldet. Fortan begleitet ihn vor allem die Regionalberaterin WelcomeCenter Nataliya Detka. Gemeinsam werden Bewerbungsunterlagen erstellt und eine Bewerbungsstrategie erarbeitet. Obwohl Herr Karimi sehr motiviert ist und allen Empfehlungen offen folgte, machte die gerade beginnende Corona-Pandemie eine Vermittlung in einen attraktiven Job nicht gerade leicht. Umso mehr freute sich Herr Karimi über das Angebot des Aral-Autohofs. Ein Bewerbungsgespräch später ist er bereits angestellt. „Ich bin so froh, dass ich diesen Schritt getan habe. Aus heutiger Sicht ist meine Welt in Ordnung. Ich bin finanziell unabhängig.“ sagt der sprachgewandte und zahlenaffine junge Mittzwanziger sichtlich begeistert. Mit diesem ersten Schritt ist nun plötzlich alles möglich. Herr Karimi kann endlich in Ruhe ankommen, sich etablieren und entwickeln.
Kathrin Holland ist bereits mit diesem ersten Ergebnis aus der Beratung des WelcomeCenter Sachsen-Anhalt vollkommen zufrieden. Auch Ines Rödiger freut sich über die Festanstellung von Herrn Karimi. „Der Autohof ist ein Stück Familie für mich. Da brauche ich ein gutes Händchen bei der Zusammenstellung meines Teams. Hier muss jeder alles machen: Kundenservice, Bistrotätigkeiten, Warensortiment, Sanitärbereiche & Co. Da gehört ein gewisser Grad an Eigenverantwortlichkeit ebenso dazu wie Persönlichkeit. Alle müssen miteinander klarkommen und die Kunden zuvorkommend behandeln. Ein guter Umgang miteinander ist sehr wichtig. Dass Herr Karimi so gut zu uns passt, ist wirklich ein glücklicher Zufall.“ Und dass der Autohof tatsächlich ein Stück Familie ist, sieht man auch daran, dass selbst eine ehemalige Angestellte immer wieder gern vorbeischaut und hier und da mal aushilft.
„An dieser Geschichte ist gut zu erkennen, dass die ganzheitliche Betrachtung aller Gegebenheiten rund um den Fachkräftemangel eines konkreten Unternehmens und der Blick über den Tellerrand sehr wichtig sind. Es braucht aber auch das richtige Angebot und die Bereitschaft, es zu nutzen.“ betont Marion Hilbert und setzt mit einem Schmunzeln nach: „Und manchmal hilft uns auch ein glücklicher Zufall.“
www.tankstelle.de
*Die Abkürzung 24/7 bezeichnet die ständige Verfügbarkeit einer Dienstleistung: 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche.
Foto: Kathrin Holland und Herr Karimi in der Bistro-Küche des ARAL-Autohofs in Magdeburg-Rothensee © ARAL-Autohof
Acht ausländische Mediziner:innen wollen ihren Lebensmittelpunkt in Sachsen-Anhalt finden. Wir unterstützen sie dabei: Ein Spaziergang durch die Geschichte der Ottostadt Magdeburg.
Die Sonne scheint, als sich die gut gelaunten Mediziner:innen aus den verschiedensten Regionen der Welt zum Stadtrundgang in Magdeburg treffen. Die Zuzugsinteressierten aus den Philippinen, Indien und dem Iran machen sich zu Fuß auf den Weg durch die Geschichte der Ottostadt. Dazu eingeladen hatten Nataliya Detka und Marion Hilbert, Regionalberaterinnen, sowie Kerstin Mogdans, Koordinatorin und Beraterin im WelcomeCenter Sachsen-Anhalt der Landesinitiative Fachkraft im Fokus. Sie begleiteten und unterstützten die Mediziner:innen zum Teil schon bei den Einreiseformalitäten, der Quarantäneunterbringung und -versorgung oder bei der Wohnungssuche. Das Spektrum der Hilfestellung für die Fachkräfte ist sehr groß und erstreckt sich bis zum beruflichen Einstieg in ein Klinikum in Sachsen-Anhalt. Gegenwärtig bereiten sich vier der Mediziner:innen auf die Fachsprachprüfung Deutsch am Institut für Berufspädagogik e. V. vor. Die anderen Vier haben diese Prüfung bereits erfolgreich bestanden und können jetzt mit Berufserlaubnis oder Approbation mit der Arbeit in einem Klinikum starten. Parallel erfolgt noch weiterhin die Anerkennung ihrer im Ausland erworbenen Abschlüsse und Qualifikationen, unterstützt durch Berater:innen des IQ-Netzwerkes.
Wie schwierige Themen auch ein wenig unkonventionell angegangen werden können
Der Stadtrundgang ist ein Teil der Begleitung beim Ankommen und bei der sozialen Integration. Ganz ungezwungen können sich die Teilnehmer:innen ein Stück mehr kennen lernen. Sie tauschen Erfahrungen, die sie beim Einleben in einem neuen Land, einer neuen Region und bei der Job-Findung machen. Sie vernetzen sich, um das Ankommen und das Hierbleiben leichter zu gestalten.
Elke Orlowski, Leiterin des Instituts für Berufspädagogik e. V. in Magdeburg, begleitet die wissbegierige Gruppe beim Rundgang, der zunächst zum Alten Markt mit dem Magdeburger Reiter und zur Johanniskirche, in der einst Martin Luther predigte, führt. Der Weg streift das Kunstmuseum des Klosters Unser Lieben Frauen und die GRÜNE ZITADELLE VON MAGDEBURG, um Hundertwassers Ideen einer Architektur in Harmonie mit der Natur vorzustellen. Stadtführer Dr.Helmut Hörold beendet den Spaziergang am Domplatz in unmittelbarer Nähe zum Wahrzeichen der Stadt, dem über 800-jährigen Magdeburger Dom.
Bei Eiscafé, Apfelstrudel und Sandwich klingen die gemeinsamen Stunden so aus, wie sie begonnen haben: Gut gelaunt. Nur eben sehr viel reicher um wertvolles Wissen und ein erweitertes Netzwerk.
„Es ist super mitzuerleben, dass diese gemeinsame Aktion allen gut gefällt. Wir kommen miteinander auch mal privat ins Gespräch und erfahren somit auch noch mehr voneinander.“, betont Marion Hilbert. Auch Nataliya Detka und Kerstin Mogdans freuen sich auf die weitere Begleitung der acht Mediziner:innen und die Fortsetzung ihrer ganz individuellen und spannenden Geschichten, die sie ein Stück mitschreiben dürfen.
In der Zwischenzeit konnten die ersten Mediziner:innen in Kliniken in Magdeburg, im Harz sowie des Salzlandkreises mit Hospitationen bzw. einer Assistenzarzt-Tätigkeit beginnen. Ob die Acht in Sachsen-Anhalt bleiben können und wollen ist noch offen. Wir bleiben dran: An der Unterstützung und an der Begleitung von: Frau Acedillo (Philippinen), Herrn Antony (Indien), Frau Halili (Iran), Herrn Hilji (Indien), Herrn Macherla (Indien), Frau Muralidhar (Indien), Frau Siby (Indien) und Herrn Tavakoli (Iran).
Das Land Sachsen-Anhalt unterstützt über die Landesinitiative Fachkraft im Fokus Unternehmen, hier tätige Fachkräfte sowie zuziehende und zurückkehrende Fachkräfte aus dem In- und Ausland und ihre Familien. Mit dem WelcomeCenter Sachsen-Anhalt als Angebot der Landesinitiative Fachkraft im Fokus möchte das Land Zuzugsinteressierten die Ankunft in der alten Heimat oder im neuen Zuhause erleichtern sowie Unternehmen, die Fachkräfte aus dem Ausland beschäftigen möchten, bei deren betrieblicher und sozialer Integration unterstützen.
Das Institut für Berufspädagogik e. V. bietet ein aufeinander abgestimmtes Programm für ausländische Ärzt:innen für den Anerkennungsprozess ihrer Approbation in Deutschland an. Die Qualifizierungsangebote bereiten die Teilnehmenden im ersten Schritt mit dem „Spezialmodul akademische Heilberufe“ berufssprachlich auf die Fachsprachprüfung der Ärztekammer und im zweiten Schritt mit der „Qualifizierung für Ärztinnen und Ärzte“ auf die fachliche Kenntnisprüfung vor.
Das IQ Netzwerk Sachsen-Anhalt unterstützt u. a. Personen, die außerhalb von Deutschland einen Gesundheitsfachberuf erlernt haben, in diesem in Sachsen-Anhalt arbeiten möchten und ihre Berufsqualifikation anerkennen lassen wollen.
Wunderschöne Wälder, Seen und Wiesen, saubere Luft fernab von Verkehrslärm, junge Eltern mit sicheren Arbeitsplätzen, zwei lebenslustige Töchter im KITA-Alter und eine hübsche Doppelhaushälfte Familienglück pur inmitten der bayerischen Dorfidylle. Nahezu perfekt, wäre da nicht die Sehnsucht nach der alten und Wahlheimat, nach Sachsen-Anhalt, nach Halle (Saale).
Schon seit längerem machen sich Claudia und Christoph Bär Gedanken über ihre Zukunft. „Ist es das, was wir wirklich für uns und unsere Kinder wollen? Ein gutes Leben im bayerischen Land mit genau zwei Vereinen im Umkreis von 30 Kilometern? Unsere Mädchen könnten entweder Fußball oder Handball spielen. Uns selbst fehlt der sehr viel coolere Lifestyle einer größeren Stadt. Claudia ist in Halle (Saale) aufgewachsen. In der Nähe wohnt die Oma, die sich über unsere Rückkehr sehr freuen würde.“, erzählt Christoph Bär. „Aber alles über den Haufen schmeißen und all die Sicherheit aufgeben?“ Eine schwere Entscheidung, die auch viel Mut braucht und das Paar zum Jahreswechsel 2020-21 besonders beschäftigt. Die fünfjährige Tochter kommt bald in die Schule und so muss dringend eine Entscheidung her.
„Claudia ist gelernte Hotelfachfrau, hat später BWL studiert und ihren Master im Berufsbildungsmanagement abgelegt. Ich habe vor langer Zeit die Kochlehre erfolgreich absolviert. Wir lernten uns 2014 bei der Arbeit auf einem Kreuzfahrtschiff kennen und lieben. Haben noch 2014 geheiratet und bald darauf unsere beiden Kinder bekommen. Wir waren also schon immer sehr motiviert, gut überlegte Entscheidungen auch engagiert und schnell umzusetzen. Wir wollen schon seit längerem zurück nach Sachsen-Anhalt.“ berichtet Christoph Bär über die Entscheidung beider. „Leider scheiterten bisher all unsere Versuche, Jobs für uns in Halle zu finden. Ich bekam ein Vorstellungsgespräch in Magdeburg, das eine Lösung hätte sein können. Aber eben nicht die ideale. Ein letzter Versuch war dann die Onlinesuche nach Unterstützern und Hilfsangeboten.“
Es ist Kerstin Mogdans, Koordinatorin und Beraterin im WelcomeCenter Sachsen-Anhalt, die mit all diesen Überlegungen am 24.03.2021 als erste konfrontiert wird. Sie filtert professionell das Beratungsanliegen der jungen Familie und prüft das Serviceangebot für Rückkehrer:innen in der Wunschregion. Kerstin Mogdans vermittelt die Familie Bär direkt an die Regionalberatungsstelle Halle der Landesinitiative Fachkraft im Fokus für die Unterstützung bei der Kita-Platz- und Wohnungssuche sowie zum Finden adäquater Stellenangebote.
Der versierte Regionalberater für Fachkräfte, Sandro Miritz, kann so manchen Trumpf aus der Tasche ziehen und weiß Menschen zusammen zu bringen. Er hat ein gutes Gespür für die Bedürfnisse von Fachkräften und ihren Anspruch an gute Arbeit in einem Unternehmen. Sandro Miritz kümmert sich besonders um die gezielte Beratung von Claudia und Christoph Bär zur Jobsuche: Bewerbungsunterlagen, Stellenausschreibungen, Hinweise zu Vorstellungsgesprächen und marktüblichen Vergütungen sowie Arbeitsbedingungen in der Region Halle.
Bei seinem Job als stellvertretender Leiter der Gastronomie des Playmobil Funparks hat Sandro Miritz sofort eine Idee für die berufliche Neuorientierung von Christoph Bär: Das aufstrebende Unternehmen Relaxdays plant mit seinem gerade entstehenden großen Logistikzentrum in Großkugel die Platzierung eines Mitarbeiterrestaurants zum Herbst 2021 für derzeit 300 Kolleg:innen. Das Interesse auf beiden Seiten ist sehr groß. Ein Telefonat und zwei Vorstellungsgespräche später wird der Arbeitsvertrag unterschrieben. Christoph Bär ist seit 01.07.2021 Gastronomieleiter des Mitarbeiterrestaurants der Relaxdays GmbH. Die Relaxdays GmbH ist in Halle (Saale) gegründet und heute in vielen Städten zu Hause - darunter Halle, Leipzig, Dresden und Könnern. Sie ist der größte E-Commerce-Player Mitteldeutschlands und verkauft ihre Produkte auf Plattformen und dem eigenen Webshop an Kunden in ganz Europa.
Nun überschlägt sich alles. Claudia und Christoph Bär müssen ihre Jobs in Bayern kündigen. Für das Haus wird schnell ein Nachmieter gefunden. Drei Wohnungen, KITA-Plätze und Schulen werden in Halle an einem Tag besichtigt. Der Mietvertrag für eine der Wohnungen wird unterschrieben und KITA-Plätze werden gebucht. Einen Tag vor dem endgültigen Umzug der Familie nach Sachsen-Anhalt erledigt Christoph Bär die letzten Arbeiten in der inzwischen leer geräumten Wohnung in Bayern und nimmt zwischen vollgepackten Umzugskartons sitzend am 24.06.2021 am virtuellen "Forum für Zu(rück)gezogene" des WelcomeCenters Sachsen-Anhalt teil.
Christoph berichtet freudestrahlend über die vielseitige Unterstützung und den großen Erfolg seiner Familie in so kurzer Zeit: „Man könnte sagen, wir haben einen Lauf. Und ebenso hoffnungsvoll sind wir, dass Claudia in Kürze einen Arbeitsvertrag unterschreiben wird. Vielversprechende Vorstellungsgespräche gab es durch die Vermittlung von Sandro Miritz bereits.“
Wissen Sie, wie man sich in Pakistan bewirbt, wie eine erfolgreiche Bewerbung aufgebaut sein muss? Wie muss der Lebenslauf gestaltet sein? Benötigt man ein Bewerbungsfoto? Dass Bewerbungskulturen in einem anderen Land anders sein können, lernt Irfan Mahmood mit seinen ersten Bewerbungen in Deutschland kennen.
Der junge Pakistaner lebt mit seiner Frau in Halle-Neustadt. „Meine Frau hat ein Stipendium für eine Doktorandenstelle bekommen und ich begleite sie über das Familienvisum. Nun suche ich einen Arbeitsplatz“. Das gestaltet sich schwieriger als gedacht. Irfan Mahmood hat einen Master in Wasserwirtschaftsingenieurwesen in Stuttgart abgeschlossen. Nach dem Studium geht er zurück nach Pakistan. Dort findet er an der Universität schnell einen Arbeitsplatz. „Als meine Frau nach einer Möglichkeit suchte, Auslandserfahrungen zu sammeln, haben wir uns für Deutschland entschieden. Ich habe hier während meines Studiums in Stuttgart sehr gute Erfahrungen gemacht.“
Im Mai dieses Jahres kommen Irfan Mahmood und seine Frau nach Deutschland. Die ersten Monate in der neuen Heimat sind nicht einfach. Die Bewerbungen bleiben erfolglos und ihm fehlt der soziale Anschluss. Er sucht Kontakt über Facebook-Gruppen. In einer Gruppe erfährt er von einer Veranstaltung für internationale Studierende. „Dort habe ich deutsche Studenten kennen gelernt. Eine Studentin hat mir geholfen und mit mir gemeinsam im Internet nach Unterstützung in Halle gesucht. Wir sind dabei auf die Webseite von Fachkraft im Fokus gestoßen. Dass man sich über ein Kontaktformular auf der Webseite direkt zur Beratung anmelden kann, finde ich sehr gut.“ Im folgenden Gespräch mit Willkommensbegleiterin Vanessa Adloff bekommt er Antworten, warum seine Bewerbungsaktivitäten noch nicht zum Erfolg geführt haben. „Herr Mahmood bringt hohes Fachwissen mit und ist sehr engagiert. Sowohl die fehlenden Deutschkenntnisse als auch die ihm nicht bekannten Unterschiede zwischen den Bewerbungsunterlagen in Deutschland und Pakistan sind entscheidende Hürden für ihn“, erklärt die Willkommensbegleiterin.
Sie macht ihm deutlich, dass ein Integrations- und Deutschkurs wichtig ist, um in Vorstellungsgesprächen zu bestehen und um Bewerbungen zu formulieren. „Mir war nicht bewusst, dass man in Deutschland ein Anschreiben benötigt und man dieses zu jedem Unternehmen individuell anpasst“. Auch die Form des Lebenslaufs sind für den 31-jährigen neu: „In Pakistan schreibt man über viele Seiten seine Geschichte auf und legt Empfehlungen bei. In einem Lebenslauf in Deutschland soll man jedoch kurz und knapp seine Berufserfahrungen und Fähigkeiten präsentieren“. Vanessa Adloff gibt Irfan Mahmood zahlreiche Tipps und Anregungen, die Bewerbungsunterlagen zu gestalten. Zusätzliche Hilfe bekommt er dabei von Jobpoint des Jobcenter Halle. Ein weiterer Baustein für Irfan Mahmood ist zu sondieren, auf welche Stellenprofile er sich aufgrund seiner Qualifikationen bewerben kann. Im September 2019 hat er einen Deutschkurs begonnen. Regelmäßig schaut er nach Stellenangeboten und bewirbt sich. Einladungen zu Vorstellungsgesprächen folgen, „doch es scheitert bisher weiter an meinen Deutschkenntnissen. Ich muss dranbleiben. Zusätzlich lerne ich noch Fachsprache über das Internet. Erst durch Frau Adloff wurde mir deutlich, dass es unumgänglich ist, Deutsch zu lernen. Das ist mein Türöffner zum Arbeitsmarkt. Ihre Hinweise werden zum Erfolg führen. Da bin ich mir sicher“.
„Ich feiere in diesem Jahr meinen 40. Geburtstag. Bis dahin möchte ich in Deutschland auch beruflich ankommen. Jetzt habe ich ein gutes Gefühl“, gibt José Contreras-Quintero sein Ziel für die nächsten Monate bekannt, als wir uns in einem kleinen Café in der Kleinen Ulrichstraße in Halle treffen. Bis Oktober dieses Jahres hat er Zeit, dieses Ziel zu erreichen. Auch wenn er ein optimistischer und offener Mensch ist, sahen die Aussichten noch vor ein paar Monaten anders aus. Dem Geoingenieur aus Venezuela fiel es trotz langjähriger Berufserfahrung schwer, sich auf dem deutschen Arbeitsmarkt zurecht zu finden.
2016 kommt er mit einem Arbeitsvisum nach Deutschland. „Deutschland spielt schon seit vielen Jahren eine große Rolle für mich. Bereits 2012 habe ich einen Sommerkurs an der Martin-Luther-Universität in Halle besucht. Damals hatte ich einen Innovationspreis bei meinem Arbeitgeber in Venezuela gewonnen. Als Preis durfte ich mir in einem Land meiner Wahl einen Kurs aussuchen. Ich wollte nach Deutschland. In Halle hat es mir so gut gefallen, dass ich im Nachgang Urlaube in Deutschland verbracht habe. Eigentlich wollte ich an der Uni in Halle meine Doktorarbeit schreiben. Dies hätte mein damaliger Arbeitgeber unterstützt. Durch die Erdölkrise war dies nicht mehr möglich. Daher beantragte ich ein Visum bei der deutschen Botschaft, weil ich meine Zukunft in Halle gesehen habe“, erinnert er sich.
Die erste Zeit zurück in der Saalestadt ist schwierig, die Sprache und die anderen Gewohnheiten im Alltag. Doch José Contreras-Quintero kommt schnell wieder zurecht, auch weil er von den Mitmenschen Unterstützung erhält. Nur beruflich geht es nicht voran. Nachdem bereits drei Monate vergangen sind, kommt er über Empfehlungen zu Regionalberater Sandro Miritz. „Hier wurden mir die Augen geöffnet. Mir wurde erklärt, wie der deutsche Arbeitsmarkt funktioniert, wie man sich bewerben muss und was ich alles klären muss, um hier beruflich anerkannt zu sein. Ohne Fachkraft im Fokus wäre ich die nächsten Monate weiter planlos gewesen“. José Contreras-Quintero bekommt zahlreiche Tipps und die entsprechenden Ansprechpartner, um seine Abschlüsse übersetzen und bei der Ingenieurkammer Sachsen-Anhalt anerkennen zu lassen. Außerdem empfiehlt ihm Sandro Miritz, den B1-Sprachtest zu machen. Ohne anerkanntes Sprachniveau ist es kaum möglich, einen Arbeitsplatz zu bekommen. Um all diese Dinge hat sich José Contreras-Quintero in den letzten zwei Jahren gekümmert. Zusätzlich absolviert er eine Weiterbildung zum Umweltbeauftragten und die Ausbildereignungsprüfung. Nun heißt es, Berufserfahrung in Deutschland zu sammeln. José Contreras-Quintero sucht erneut die Unterstützung von Fachkraft im Fokus.
Über Willkommensbegleiter Waseem Aleed bekommt er die Möglichkeit für ein Praktikum bei den Stadtwerken Halle. „Die Stadtwerke Halle-Gruppe bedient ein breites Dienstleistungsangebot von der Energie- und Wasserversorgung über den öffentlichen Personennahverkehr, Wertstofferfassung, Abwasserbeseitigung, Abfallentsorgung, Straßenreinigung bis hin zu Bäderbetrieb und Stadtbeleuchtung. Die Karrieremöglichkeiten sind bei uns vielfältig. Aufgrund des Studiums und der bisherigen beruflichen Erfahrungen von Herrn Contreras-Quintero haben wir ihm ein Praktikum im Bereich Energieversorgung angeboten“, erinnert sich Daniel Bechstedt, Personalbereich Stadtwerke Halle GmbH. Im Oktober 2018 startet José Contreras-Quintero mit seinem Praktikum und übernimmt mit der Zeit mehr und mehr Aufgaben. Aus anfangs zwei zu betreuenden Projekten werden es am Ende zwölf. „Herr Contreras-Quintero denkt mit, stellt die richtigen Fragen und schaut auch über den Tellerrand. Ich habe schnell gemerkt, dass ich ihm Aufgaben übertragen kann und er sie selbstständig und erfolgreich umsetzt“, lobt ihn Barbara Gruber, Sachbearbeiterin Umweltschutz bei der EVH GmbH. So erarbeitet er u.a. eine neue Auflistung der genutzten Gefahrstoffe und führt eine Substitutionsprüfung durch oder erstellt eine Übersicht für die Kennzahlen der Energieeffizienz. Nachdem Ende Februar 2019 das Praktikum beendet ist, blickt José Contreras-Quintero optimistisch in die Zukunft: „Ich habe in einem großartigen Team arbeiten dürfen und viel gelernt, fachlich aber vor allem habe ich einen Eindruck in die deutsche Arbeitskultur bekommen. Bei meinen bisherigen Bewerbungen hatte ich den Eindruck, dass ich nicht in die engere Auswahl gelangt bin, weil mir bisher Berufserfahrung in Deutschland fehlte“. Nun arbeitet er an seinem Ziel, endlich in Deutschland beruflich durchzustarten. Bis dahin, engagiert er sich ehrenamtlich bei der Freiwilligenagentur Halle. „Ich bin in der produktivsten Phase meines Lebens“, erklärt Jose Contreras-Quintero mit einem Lächeln, „Da wo ich lebe, möchte ich mich einbringen. Deshalb unterstütze ich die AIDS Hilfe oder gebe Nachhilfeunterricht für Flüchtlinge. Jetzt hoffe ich, dass ich dies auch im Berufsleben zeigen kann. Dank Fachkraft im Fokus bin ich dafür nun bestens vorbereitet. Initiativen wie Fachkraft im Fokus sind für uns Migranten so wichtig und sollten von Anfang an, Fachkräfte aus dem Ausland begleiten. Nicht nur wegen der vielen Tipps und Unterstützung, sondern weil man sich nicht allein fühlt“.
Hussein Almohammad schweißt gerade an einem Werkstück im WIG-Verfahren als ich die Schweißwerkstatt der SLV Halle GmbH – Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt Halle – an einem Novembertag aufsuche. Der junge Syrer ist konzentriert. Er bereitet sich auf seine nächste Prüfung im WIG – Schweißen vor. Es wäre die letzte Prüfung, um den international anerkannten WIG Schweißerpass in der Tasche zu haben. Bisher hat er alle erforderlichen 5 Module erfolgreich gemeistert.
Hussein Almohammad hat bereits in Syrien als Schweißer im Hafen gearbeitet. In Deutschland angekommen, möchte er gern wieder in diesem Bereich anfangen. Doch er merkt, dass er Unterstützung benötigt, nicht nur bei der Jobsuche. Auch weil man als Schweißer nur dann arbeiten kann, wenn man die nötigen Schweißerpässe hat. Bei seiner Recherche im Internet nach Beratungsmöglichkeiten findet er Fachkraft im Fokus und vereinbart einen Termin mit Waseem Aleed, Willkommensbegleiter Halle und südliches Sachsen-Anhalt. Die Willkommensbegleitung der Landesinitiative Fachkraft im Fokus unterstützt Geflüchtete unter anderem bei der Anerkennung der bereits erworbenen Qualifikationen, der Verbesserung der Sprachkenntnisse oder Weiterbildung. „Waseem hat mir sehr geholfen. Ohne ihn wäre ich jetzt nicht hier“, so Hussein Almohammad. Der Willkommensbegleiter klärt die Qualifizierung mit der SLV ab und bereitet alle erforderlichen Unterlagen für die Beantragung beim Jobcenter Halle vor. „Das Gespräch mit dem Jobcenter hat Hussein allein gemeistert. Es war mir wichtig, dass er sich persönlich dafür einsetzt. Und das war auch der richtige Weg“, so Waseem Aleed. Im Mai 2017 beginnt der Syrer seine Qualifizierung. Den WIG-Schweißerpass hat er bald geschafft. Danach steht noch das E-Hand-Verfahren an. „Die Ausbildung läuft wirklich sehr gut. Ich habe hier nette Kollegen, die mir helfen und mit denen ich auch in der Pause reden und lachen kann“, freut sich Hussein Almohammad. Wenn er alle Schweißerpässe gemeistert hat, ist das große Ziel, endlich einer Arbeit nach zu gehen.
„Viele Geflüchtete, die bei uns ihre Schweißerpässe absolvieren, haben bereits in ihrer Heimat in diesem Bereich Berufserfahrung gesammelt. Aber ohne die international anerkannten und genormten Prüfungen können sie keine Arbeit als Schweißer finden“, erklärt Axel Börnert, Leiter Marketing der SLV Halle GmbH. Willkommensbegleiter Waseem Aleed arbeitet aus diesem Grund seit über eineinhalb Jahren mit der SLV zusammen. „Es gibt großes Interesse an einer Schweißerqualifizierung und einer beruflichen Perspektive in dieser Branche bei den Geflüchteten. Der B1-Sprachkurs ist dabei für viele eine Hürde, doch er ist Bedingung für eine Qualifizierung jeglicher Art“, so Waseem Aleed. Ursprünglich war daher die Idee, ein Gruppenangebot zu schaffen. Die Gruppe sollte vier Tage in der Woche in die Schweißerausbildung gehen und einen Tag einen Sprachkurs absolvieren. Leider war dies zum damaligen Zeitpunkt aufgrund der unterschiedlichen Integrationskurse bei den verschiedenen Bildungsträgern, die die geplanten Teilnehmer besuchten, nicht möglich. Axel Börnert bemerkt dazu: „Es gibt eine große Nachfrage am Markt nach Schweißfachkräften. Wir haben viele Unternehmen und Arbeitnehmerüberlassungen, die auf uns zu kommen und nach Fachkräften fragen. Aus diesem Grund freuen wir uns über die Kooperation mit Fachkraft im Fokus. Über die ausländischen Fachkräfte kann der Bedarf zum Teil abgedeckt werden. Allerdings hindern uns mitunter die sprachlichen Defizite daran, schneller für den Arbeitsmarkt reagieren und gleichzeitig auch zur Integration beitragen zu können“. Axel Börnert unterstreicht in unserem Gespräch aber ebenso, dass es für die Geflüchteten wichtig ist, Deutsch zu lernen. Gerade im Fachkundeunterrricht der Ausbildung geht es nicht ohne entsprechende Sprachkenntnisse. Aber er betont auch, wie viele den Unterricht meistern trotz sprachlicher Defizite. „Zum einen stehen unsere Ausbilder jedem bei Fragen bei. Zum anderen sehe ich, wie die Geflüchteten hier ihr Deutsch täglich in der Fach- und Umgangssprache verbessern, im Gespräch mit den Kollegen, im Arbeitsalltag“, erklärt er.
Auch der junge Syrer Ali Deeb erzählt mir, wie er täglich immer besser wird in der deutschen Sprache: „Ich bin hier mit deutschen Kollegen zusammen. Hier lerne ich besser. Und wenn ich mal etwas nicht verstehe, sprechen die Kollegen langsamer“. Ali Deeb ist 22 Jahre. Ein Freund von ihm arbeitet als Schweißer bei einem großen Unternehmen. Das möchte er auch. Er wendet sich im August 2016 an Waseem Aleed, der ihn von nun an auf seinem Weg unterstützt, ob bei den Gesprächen mit dem Jobcenter oder auch später beim Jobeinstieg. „Ali war ursprünglich als Teilnehmer für die geplante Gruppenausbildung gedacht. Da diese nicht durchgeführt wurde, mussten wir seine Qualifizierung nochmal individuell beantragen. Somit hat sich der Beginn der Qualifizierung zeitlich verzögert. Nun bin ich froh, dass er es schon so weit geschafft hat“, erklärt Waseem Aleed. Seit August absolviert Ali Deeb seine Ausbildung bei der SLV Halle GmbH. Wenn alles gut geht, ist er im nächsten Frühjahr fertig und kann sich mit Schweißerpässen im WIG-Verfahren, E-Hand und Brennschneiden bewerben. „Ohne Waseem wäre das hier alles nicht möglich. Ich müsste zuhause bleiben. Ich bin so froh. Er hat mir wirklich geholfen“, ist er dankbar und freut sich auf seine berufliche Zukunft.
Sprache und sprechen ist wichtig, um mit anderen Menschen in Kontakt zu treten und so am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Für jemanden, der die deutsche Sprache nicht beherrscht, ist dies ein entscheidender Baustein, um sich integrieren zu können. Doch das ist im wahrsten Sinne des Wortes leicht gesagt oder eben gerade nicht.
Baseel Kamol scherzt mit dem Kunden während er ihm ein Mineralwasser gibt. Vor ein paar Monaten wäre das noch nicht möglich gewesen, denn er sprach kein Wort Deutsch. Der 35Jährige kam im September 2015 aus Syrien nach Deutschland und zieht im August 2016 nach Halle. Er sucht sich Unterstützung bei Willkommensbegleiter Waseem Aleed, denn Baseel Kamol möchte schnell Fuß fassen und sich integrieren. „Als ich Baseel im Oktober 2016 zu mir kam, sprach er kaum Deutsch und es fehlte ihm das eigene Vertrauen, die fremde Sprache anzuwenden. Baseel wollte das ändern, brauchte dabei aber Unterstützung“, beschreibt Waseem Aleed die Anfangsschwierigkeiten.
Baseel Kamol meldet sich bei einem B1 – Sprachkurs an. Parallel beginnt Waseem Aleed nach einem möglichen Arbeitgeber zu suchen und trifft bei den Stadtwerken Halle auf Daniel Bechstedt: „Als großes Unternehmen und Arbeitgeber in Halle und der Umgebung sind wir uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst. Aus diesem Grund haben wir das Projekt „Perspektive. Ausbildung. Zukunft.“ initiiert“. Ziel des Projektes ist es, jungen Menschen mit Vermittlungshemmnissen wie beispielsweise schlechten Schulabschlüssen, abgebrochenen Ausbildungen oder Geflüchteten, die Möglichkeit zu geben, im besten Fall eine Ausbildung oder Arbeitsplatz bei den Stadtwerken Halle zu beschaffen. „So geben wir Menschen, die durch das übliche Bewerbungsraster fallen, beispielsweise wegen nicht so guter Noten oder wie bei Herrn Kamol aufgrund des Migrationshintergrundes eine zweite Chance. Sie können sich in einem Praktikum bei uns zu beweisen und im besten Fall einen Ausbildungsplatz oder einen Arbeitsvertrag bekommen“, erklärt der Sozialpädagoge, „Auch wenn Baseel Kamol vom Alter her nicht in die Zielgruppe passt, haben wir nach einer Möglichkeit gesucht, ihm eine Chance zu geben sich beruflich zu orientieren“.
Im Maya Mare, einem Unternehmen der Stadtwerke Halle, sehen die beiden gute Chancen für den jungen Syrier. Neben der Bade- und Saunalandschaft gibt es im Maya Mare ein Fitnessstudio – das Viva mare. Weil Baseel Kamol in Syrien als Fitnesstrainer arbeitete, konnte er trotz seiner sprachlichen Schwierigkeiten im Vorstellungsgespräch überzeugen. Nach seinem B1 – Sprachkurs absolvierte er ein 4-wöchiges Praktikum im Mai dieses Jahres. „Die bisherige Zusammenarbeit mit „Fachkraft im Fokus“ und Herrn Aleed ist wirklich gut. Herr Kamol wurde optimal vorbereitet. Alle organisatorischen Fragen zum Beispiel mit dem Jobcenter erfolgen durch Herrn Aleed. Er ist immer ein Ansprechpartner für uns und Herrn Kamol“, so Daniel Bechstedt.
Nun muss Baseel Kamol seine Scheu überwinden, Deutsch zu sprechen, denn er ist der erste Kontakt im Fitnessstudio. An der Rezeption begrüßt er die Gäste, plaudert mit ihnen in den Trainingspausen oder bereitet ihnen Shakes. „Baseel ist sehr gut im Team integriert. Alle Kollegen und auch unsere Gäste im Fitnessstudio unterstützen ihn, sein Deutsch zu verbessern. Er hat auch immer sein Wörterbuch dabei“, freut sich Carsten Voigt, Teamleiter im Fitnessstudio, über die Entwicklung. Baseel Kamol ist angekommen: „Die Arbeit ist wichtig, um sich hier heimisch zu fühlen. Wenn ich zur Arbeit fahre, freue ich mich auf meine Kollegen. Das Team ist wie eine Familie für mich. Ich bin hoffnungsvoll“.
Der nächste Schritt ist ein möglicher Teilzeitjob im Maya Mare. Doch Baseel Kamol hat sich noch mehr für die Zukunft vorgenommen. Im besten Fall beginnt er eine Qualifikation zum Fitnesstrainer. Und absolviert natürlich auch den B2-Sprachkurs, um langfristig im Maya Mare bleiben zu können. „Es gibt noch vieles, was wir gemeinsam für Baseel erreichen möchten. Das Ziel ist dabei genauso wichtig wie der Weg dahin. Meine Aufgabe ist es, ihm die beste Unterstützung zu geben, ob mit den Behörden oder dem Maya Mare“, so Waseem Aleed.
„Grüß Dich“, war eines der ersten Worte, die Baseel Kamol im Fitnessstudio gelernt hat. Es werden noch viele weitere dazu kommen.
Kennen Sie die Geschichte von den Fröschen im Milchtopf des griechischen Autoren Aesop? Zwei Frösche sprangen in einen Milchtopf und glaubten, nicht mehr lebendig aus dem Topf heraus zu kommen. Doch ein Frosch schwamm und schwamm bis aus der Milch Butter wurde und er aus dem Eimer springen konnte. Der Frosch hat an sich geglaubt und an seinem Ziel festgehalten, auch wenn es aussichtlos schien.
Warum wir die Geschichte erzählen? Weil sie auf die letzten Monate von Mysoun Alyakoub passen. Die Syrerin flüchtet 2015 allein mit ihren beiden Kindern nach Deutschland. Ihr Ehemann kann erst Monate später nachkommen. Den beiden ist es von Anfang an wichtig, sich zu integrieren. Sie belegen Integrations – und Sprachkurse, die Kinder besuchen Schule und Kindergarten. Über KAUSA finden Sie im Juni 2017 in die Beratung von Willkommensbegleiterin Lisa Stoye, um sich Unterstützung bei der Suche nach einem Arbeitsplatz in Dessau zu holen. „Ich war zu diesem Zeitpunkt noch in meinem B2-Sprachkurs, wollte aber frühzeitig mit der Planung beginnen“, erinnert sich Mysoun Alyakoub. Gemeinsam mit Lisa Stoye wird ein Kompetenzprofil erstellt und erste Ideen für Vermittlungsperspektiven besprochen. „Frau Alyakoub ist studierte Lehrerin mit Berufserfahrung. Daher gab es für uns zwei Ansätze, zum einen eine kurzfristige Perspektive in der Projektarbeit oder als Büroassistenz. Als langfristige Perspektive wünschte sie sich jedoch eine Anstellung in ihrem Fachgebiet der Philosophielehre an einer Hochschule. Wir wussten beide, dass vor uns ein langer und schwieriger Prozess wartete. Wie schwierig es wirklich würde, ahnten wir natürlich nicht“, so die Willkommensbegleiterin.
Die Übersetzung der Zeugnisse dauert unüblich lange. Erst Ende 2018 kann Mysoun Alyakoub ihren Antrag auf Anerkennung ihres Studiums im Fach Literaturwissenschaften und Philosophie stellen. Zwischenzeitlich absolviert sie einen C1-Sprachkurs. In weiteren Gesprächen mit Lisa Stoye kristallisiert sich immer mehr heraus, dass Mysoun Alyakoub eine Tätigkeit mit Kindern anstrebt „wenn Frau Alyakoub über ihre Erfahrungen als Lehrerin und Erzieherin sprach, strahlten ihre Augen und sie wirkte emotional“, erzählt Lisa Stoye. Das Ziel ist klar, eine Integration als Erzieherin wird angestrebt.
Es beginnt eine intensive Netzwerkarbeit. Lisa Stoye tauscht sich mit ihren Kolleg:innen aus, recherchiert Qualifizierungsangebote, fragt nach, nutzt Veranstaltungen wie das Entwicklungsforum der Leitprojekte zur Fallbesprechung mit dem entmutigten Ergebnis, dass keine Qualifizierung oder Quereinstieg in Frage kommt, trotz der langwierigen Einholung entsprechender Tätigkeitsnachweise aus Syrien. Auch vom Landesschulamt gibt es nur eine negative Prognose, da Literaturwissenschaft und Philosophie nicht zum deutschen Lehrplan gehören. Trotz der Rückschläge hält Mysoun Alyakoub an ihrem Wunsch fest und strebt eine Ausbildung als Erzieherin an.
In einer Veranstaltung trifft Lisa Stoye auf Franziska Frisch, Projektleiterin bei der AWO SPI GmbH in Dessau und schildert ihr den Fall. Aus der anfänglichen Idee eines Praktikums zur Vorbereitung der Ausbildung wird eine befristete Festanastellung bis Juni 2020. „Dass Frau Alyakoub in unserem Team angefangen hat, war eine Mischung aus Not, Zufall und Kreativität. In unserem Team gab es personelle Veränderungen. Frau Alyakoub benötigte 600 Stunden praktischer pädagogischer Tätigkeit als Zugangsvoraussetzung, um die Ausbildung zu beginnen“, erzählt Franziska Frisch. Seit dem 1. April arbeitet Mysoun Alyakoub im Projekt „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ und „Starke Netzwerke: Elternbegleitung für geflüchtete Familien“. Zielgruppe der Projekte sind Migrant:innen und ihre Familien. Viele sprechen kein Deutsch und haben andere kulturelle Erwartungen frühkindlicher Bildung. „Meine Aufgabe ist es, als sprachliche Mittlerin vor Ort zu sein. Aushänge zu übersetzen, den Familien die Möglichkeit zu geben, mit den Erzieher:innen zu sprechen. Zum anderen möchte ich den Familien die Bedenken nehmen, dass Kindergarten in Deutschland bedeutet, durch Spielen die Welt zu entdecken und zu erschließen. In Syrien heißt Kindergarten von Anfang an Lernen“, erklärt Mysoun Alyakoub. Sie ist nun täglich in verschiedenen Einrichtungen in Dessau und unterstützt die Erzieher:innen in den Kindergärten oder Horteinrichtungen.
„Frau Alyakoub ist ein Gewinn für jede Kindereinrichtung. Die Träger sind überfordert mit den vielfältigen kulturellen und sprachlichen Hürden ausländischer Eltern. Frau Alyakoub bringt nicht nur Sprachkenntnisse mit, sondern großen Integrationswillen, langjährige Erfahrungen im Umgang mit Kindern, Durchsetzungsvermögen, Kompromissbereitschaft und einen sehr toleranten Blick auf Vielfalt. In Sachsen-Anhalt haben wir einen enormen Fachkräftemangel im Bildungssektor. Wenn wir ausländische Fachkräfte zukünftig großflächig erfolgreich integrieren möchten, dann muss die Wirtschaft toleranter, das behördliche System überarbeitet und mehr Quereinstige geschaffen werden. Es wäre andernfalls wirklich schade um das verschwendete Potenzial solch qualifizierter und engagierter Frauen (und Männer) wie Frau Alyakoub“, gibt Willkommensbegleiterin Lisa Stoye zu bedenken.
Welches Tier ist weiß, kann schwimmen und hat einen langen Hals? Frau Ibrahim kann diese Frage nicht beantworten. Die Kinder ihrer Kindergartengruppe schon: „Ein Schwan“, rufen sie laut. Frau Ibrahim kommt aus dem Irak. Seit November 2019 arbeitet sie als pädagogische Fachkraft in einer Einrichtung in Magdeburg. Sprache ist der studierten Sprach- und Literaturwissenschaftlerin wichtig und so nagen die fehlenden Sprachkenntnisse etwas am Selbstbewusstsein.
„Wichtig ist, dass Frau Ibrahim nicht aufgibt. Fehler und Kritik sollte man immer positiv sehen. Meine Aufgabe ist es, sie zu unterstützen, ihr Mut auf ihrem Weg zu machen, dass sie dranbleibt“, erklärt die Regionalberaterin für Fachkräfte Nataliya Detka. Über die Caritas suchte Frau Ibrahim im Juni 2019 Unterstützung bei der Jobsuche. „Ich habe mich in den letzten Jahren um meine drei Kinder gekümmert. Nun wollte ich wieder arbeiten. Ich habe schließlich studiert und im Irak gearbeitet. Ein Job ist so wichtig für mich, mein Selbstbewusstsein und meine Persönlichkeit“. Um den Weg ins Berufsleben anzugehen, belegt Frau Ibrahim Sprachkurse bis zum B2-Niveau und absolviert eine Ausbildung zur pädagogischen Fachkraft.
„Wie bewerbe ich mich? Wo und wie finde ich einen Job? Das fiel mehr schwer. Daher habe ich Unterstützung gesucht“, erinnert sich Frau Ibrahim. Gemeinsam mit Nataliya Detka werden Anschreiben und Lebenslauf auf den neuesten Stand gebracht und im Internet nach offenen Stellen gesucht. Über 20 Bewerbungen werden verschickt. Die ersten bleiben noch erfolglos, doch dann folgt die Einladung zum Vorstellungsgespräch. „Die Leiterin der Einrichtung war sehr froh über meine Bewerbung. Wir haben ein sehr schönes Gespräch geführt und dabei viel gelacht. Ich war überrascht, dass sie mich sofort einstellen wollte“, erinnert sich Frau Ibrahim. Das traut sich die junge Frau noch nicht zu. Doch nach einem zweiwöchigen Praktikum ist sie nun in der Kindereinrichtung fest angestellt. Frau Ibrahim ist ehrgeizig und hat hohe Ansprüche an sich. „Ich liebe es zu singen und möchte mit den Kindern gern »Pitsch, patsch, Pinguin« oder »Häschen in der Grube« singen“. Dafür übt sie jeden Tag fleißig weiter. Die Kinder dürfen sie gern korrigieren. Und so wird es jeden Tag besser. „Frau Ibrahim sollte immer wieder mal einen distanzierten Blick nehmen. Was habe ich bisher geleistet? Denn das ist bereits viel und sie kann stolz auf sich sein“, motiviert Regionalberaterin Nataliya Detka. Sie wird Frau Ibrahim auf ihrem Weg weiter begleiten. „Ich bin sehr dankbar für die Unterstützung von Frau Detka. Ohne sie hätte ich meinen Arbeitsplatz, der mir Spaß macht, nicht gefunden. Und sie macht mir so viel Mut. Danke“.
Eigentlich war die Rückkehr von Familie Edner nach Sachsen-Anhalt erst zum Ende dieses Jahres geplant. Mit der Unterstützung von Fachkraft im Fokus und dem WelcomeCenter Sachsen-Anhalt konnte die dreiköpfige Familie bereits im Mai umziehen und kann nun das Weihnachtsfest entspannt in der neuen Heimat verbringen.
Vor vierzehn Jahren zogen Tina und Karsten Edner ins 700 Kilometer entfernte Freiburg im Breisgau. „Wir sind beide aus einem Dorf bei Köthen. Mein Mann war gerade mit der Ausbildung fertig, fand jedoch keinen adäquaten Job in unserer Heimat und ich keine Ausbildung nach dem Fachabitur. Wie viele andere haben wir nach Perspektiven in den alten Bundesländern gesucht“, erinnert sich Tina Edner. Ihr Mann findet problemlos einen Arbeitsplatz als Fachkraft der Glas- und Gebäudereinigung, weil es den Ausbildungsberuf in Baden-Württemberg kaum gibt. Tina Edner absolviert eine Ausbildung zur Erzieherin und findet auch schnell einen Job. Die beiden bauen sich im Breisgau eine neue Existenz auf, genießen die Ausflüge in die Berge rund um Freiburg und haben nicht nur in der Nachbarschaft viele Freunde.
Die Heimat Sachsen-Anhalt ist aber immer präsent, nicht nur während der Besuche in Köthen. Als dann im Juni 2018 ihr Sohn geboren wird, wächst der Wunsch nach der Rückkehr in die Heimat. Ein Grund ist die schlechte Betreuungssituation in Freiburg. „Die Öffnungszeiten der Kindergärten als auch die Kosten für die Betreuung machten es mir als Mutter unmöglich einer Arbeit, geschweige denn einem Vollzeitarbeitsplatz nachzugehen“. Ein weiterer wichtiger Grund ist die Familie. „Omas und Opas sollten zum Alltag unseres Kindes dazu gehören. Doch wenn man erst mindestens sieben Stunden mit dem Auto fahren muss, um sich zu sehen, ist das nicht möglich“.
Im Februar 2019 ist die Familie wieder einmal zu Besuch in Köthen. Eine Woche nach dem Urlaub ist die Entscheidung für die Rückkehr nach Sachsen-Anhalt gefallen. Sie redet mit ihrer Schwester über ihre Pläne. Die gibt ihr den Tipp, sich an das WelcomeCenter Sachsen-Anhalt zu wenden. Tina Edner nimmt Kontakt zu Kerstin Mogdans vom WelcomeCenter Sachsen-Anhalt auf. „Wir haben Familie Edner vielfältig unterstützt. Zum einen haben wir an Frau Schellhas von der Beratung für Fachkräfte verwiesen, um Unterstützung bei der Jobsuche zu bekommen. Zum anderen erhielten sie von uns Informationen zum Kita-Portal, um einen Kindergartenplatz in Magdeburg zu finden als auch zum regionalen Wohnungsmarkt“, erklärt Kerstin Mogdans.
Tina und Karsten Edner gehen ihre Rückkehr Schritt für Schritt an. Erst muss jeder einen Job finden, dann kommt alles weitere. Regionalberaterin Cindy Schellhas hilft ihnen dabei, die angebotenen Stellen zu sondieren. „Aus der Ferne ist es unheimlich schwer zu erkennen, wo sich ein passender Arbeitgeber befindet als auch, ob es sich um einen Personaldienstleister handelt. Dabei hat uns Frau Schellhas sehr geholfen und uns auch mit offenen Stellenangeboten versorgt. Vor allem für meinen Mann war sie eine große Unterstützung. Das letzte Bewerbungsgespräch war viele Jahre her. In einem Telefoninterview hat sie mit ihm ein Bewerbungsgespräch geübt“. Karsten Edner erhält Tipps, worauf er sich vorbereiten muss und was im Gespräch zu beachten ist. Anfang April ist die Familie eine Woche in Magdeburg, absolviert erfolgreich Bewerbungsgespräche, schaut sich Wohnungen und Kindereinrichtungen an. Schon acht Wochen später ziehen sie in ihre neue alte Heimat.
Über die Stellenangebote von Cindy Schellhas haben beide einen Arbeitsplatz gefunden, der ihnen Spaß macht. „Ich fühle mich sehr wohl. Die Arbeit als Erzieherin in einem Kindergarten ist so vielfältig, bereichernd aber auch anstrengend und eigentlich nicht mit ein paar Worten zu beschreiben. Doch ich liebe meinen Job. Außerdem habe ich das große Glück, dass mein Sohn hier auch seinen Kindergartenplatz hat und ebenfalls absolut glücklich ist.“ Im Alltag ist die Familie nicht mehr weit. Die Schwester von Tina Edner wohnt nur fünf Minuten um die Ecke und Oma und Opa sind jederzeit zur Stelle, „wenn Termine anstehen oder unser Sohn krank ist. Die zehn gesetzlichen Krankheitstage sind bei einem kleinen Kind schnell aufgebraucht. Die Unterstützung der Großeltern als Berufstätige zu haben, ist da sehr viel wert“.
Tina und Karsten Edner sind froh, den Schritt zurück gemacht zu haben, auch wenn die Entscheidung „ein wahnsinniger Spagat war. Sich im ländlichen badischen Raum ein Leben aufzubauen, anzukommen, braucht seine Zeit. Vierzehn Jahre hinterlassen ihre Spuren. Wir vermissen die Freunde vor Ort als auch die Berge rund um Freiburg.“ Um in Magdeburg weiter anzukommen, ist die Familie froh, dass es das „Forum für Zu(rück)gezogene“ der Landesinitiative Fachkraft im Fokus gibt. „Wir waren bei der Veranstaltung im November. Es war gut, sich mit anderen auszutauschen. Wir haben eine WhatsApp-Gruppe gegründet, um uns zu verabreden. Beim nächsten Forum sind wir wieder dabei“.
Anas Darraj aus Syrien hat seit dem 15. Mai einen Arbeitsvertrag bei der Mercateo AG in Köthen weil Arbeitgeber, Fachkraft im Fokus, das Jobcenter Dessau-Roßlau und Jobbrücke PLUS intensiv und unterstützend zusammen arbeiten.
Ein gutes Zusammenspiel verschiedener Akteure, die alle dasselbe Ziel haben, ist wichtig, um dieses zu erreichen. Voraussetzung hierfür ist eine offene Kommunikation und ein gutes Miteinander der beteiligten Partner. Anas Darraj aus Syrien hat seit dem 15. Mai einen Arbeitsvertrag bei der Mercateo AG in Köthen weil Arbeitgeber, Fachkraft im Fokus, das Jobcenter Dessau-Roßlau und Jobbrücke PLUS intensiv und unterstützend zusammen arbeiten.
Anas Darraj kommt im November 2014 aus Damaskus nach Dessau. Er hat einen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften und erste Berufserfahrung als Buchhalter. Doch um in Deutschland als Buchhalter arbeiten zu können, sind Kenntnisse deutscher Rechtsformen und eine gute Kommunikationsfähigkeit erforderlich. In Dessau angekommen, sucht er sich schnell Hilfe beim Jobcenter, um diese und andere Hürden zu überwinden. Der junge Syrer absolviert einen Integrationskurs und zusätzlich den B2 Sprachkurs. „Im Leben zu Lernen ist wichtig, um sich Herausforderungen und neuen Lebensbedingungen zu stellen oder um beruflich voran zu kommen“, ist die Motivation für Anas Darraj. In einem Bewerbungscoaching bei einem Dessauer Bildungsträger werden neue Bewerbungsunterlagen erstellt. Mit diesen Voraussetzungen wendet sich Anas Darraj an Jobbrücke PLUS. Das Projekt mit dem Ziel der Integration von Asylbewerbern und Flüchtlingen in Arbeit oder Ausbildung vermittelt ihn als gut qualifizierten und beruflich gebildeten Flüchtling zu Fachkraft im Fokus.
„Herr Darraj war von Anfang an offen und bemüht um eine zügige Integration in den Arbeitsmarkt. Trotz seiner guten Ausbildung war er bestrebt, seine Kompetenzen stetig zu erweitern“, so Lisa Stoye, Willkommensbegleiterin Fachkraft im Fokus in Dessau. Das Jobcenter Dessau-Roßlau und Fachkraft im Fokus arbeiten in enger Kooperation und recherchieren parallel nach geeigneten Stellenangeboten als Assistent oder Buchhalter in der Region für ihn.
Im September 2016 bewirbt Anas Darraj sich auf ein Stellenangebot als Mitarbeiter im Bereich Buchhaltung bei der Mercateo AG in Köthen, Europas führende B2B-Beschaffungsplattform mit über 400 Mitarbeitern in 13 Ländern. Er wird zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Das Gespräch läuft gut. Um jedoch als Buchhalter hier in Deutschland arbeiten zu können, benötigt er Kenntnisse im Buchhaltungsprogramm SAP. In Absprache mit dem Jobcenter Dessau-Roßlau wird ein sechswöchiges Probearbeiten im Rechnungswesen vereinbart. Lisa Stoye und das Jobcenter Dessau-Roßlau klären alle erforderlichen Fragen für eine SAP - Schulung ab. Anas Darraj absolviert den Kurs mit Auszeichnung. „Nach dem Probearbeiten ist es immer wichtig, sich mit dem potentiellen Arbeitgeber zusammenzusetzen, ein Resümee zu ziehen und gemeinsam weitere mögliche Schritte zu eruieren und zu planen. Unsere Unterstützung für geflüchtete Personen wie auch Arbeitgeber ist wichtig, um mögliche Probleme zu klären oder wie im Fall von Herrn Darraj den besten Weg zu finden“, erklärt Lisa Stoye eine ihrer Aufgaben als Willkommensbegleiterin. Gemeinsam mit dem Jobcenter Dessau-Roßlau und nach weiteren Gesprächen wird dieser für Anas Darraj gefunden. „Die Unterstützung durch Fachkraft im Fokus hat mir sehr geholfen, ob bei der Suche nach den erforderlichen Qualifizierungen, der Rücksprache mit dem Jobcenter oder organisatorische Fragen mit dem potenziellen Arbeitgeber“, so Anas Darraj rückblickend. Da ihm noch entscheidende Kenntnisse im Rechnungswesen und im deutschen Steuerrecht fehlen, setzt sich Lisa Stoye mit dem IHK Bildungszentrum in Verbindung. Sie erstellt ihm einen Bildungsplan, der durch das Jobcenter Dessau-Roßlau bestätigt wird. „Herr Darraj hat bereits ein abgeschlossenes Studium und Arbeitserfahrung. Er hat verschiedene passgenaue Qualifizierungen ermöglicht bekommen und diese sehr gut abgeschlossen. Mit seinem Teilzeitvertrag und der durch das Jobcenter finanzierten berufsbegleitenden Weiterbildung haben wir die Integration in den Arbeitsmarkt zusammen geschafft“, freut sich Sven Thiemann vom Jobcenter Dessau-Roßlau.
Anas Darraj arbeitet jetzt drei Tage die Woche bei der Mercateo AG und an zwei Tagen besucht er eine Weiterbildung zum Finanzbuchhalter beim IHK Bildungszentrum Dessau. Auch wenn er das Wissen mitbringt und hoch motiviert ist, müssen bei Mercateo Kapazitäten gebündelt werden, um ihn einzuarbeiten und um ihm Strukturen, Rechtsvorschriften oder Arbeitsweisen in einem neuen Unternehmen in einer anderen Kultur zu vermitteln. Anas Darraj durchläuft verschiedene Bereiche in einem Rotationssystem, so dass ihm spezialisierte Fachkräfte beim Wissenstransfer helfen. „Wir gehen diesen Weg, weil wir mit ihm eine wirklich gute Perspektive sehen. Wir bekommen viele Bewerbungen als großer Arbeitgeber in der Region. Herr Darraj ist dabei wirklich ein Ausnahmebeispiel mit seiner sehr guten Qualifikation und vor allem seiner hohen Motivation. Man merkt jeden Tag, wie sehr er versucht, weiter zu kommen, Erfahrungen zu sammeln und sich für seinen Job bei uns engagiert. Man spürt, wie sehr er sich nach so kurzer Zeit schon mit unserem Unternehmen und seinen Aufgaben identifiziert“, hebt Nanett Zimmermann, Personalverantwortliche bei Mercateo, die guten Voraussetzungen und den Einsatz Anas Darrajs hervor.
„Ich bin so froh über meine Chance bei Mercateo. Meine Arbeit macht mir sehr viel Spaß. Die offene Unternehmenskultur tragen sehr dazu bei, dass ich hier schon so gut angekommen bin und ich viel Unterstützung finde, um jeden Tag besser zu werden“, blickt Anas Darraj positiv in die Zukunft.
Das Jobcenter Dessau-Roßlau, Jobbrücke PLUS, Fachkraft im Fokus und der junge Syrer stehen weiter in Kontakt, um das Ziel einer Vollzeitbeschäftigung und somit einer langfristigen Perspektive zu erreichen. „Die Zusammenarbeit zwischen dem Jobcenter Dessau-Roßlau und uns war von Anfang an gut und ein entscheidender Faktor, dass Herr Darraj nun bei Mercateo einen Fuß in der Tür hat“, ist das Resümee von Lisa Stoye.
„Ich bin so dankbar für die Chancen und die Unterstützung, die man mir bereits gegeben hat. Zum einen, dass ich mit der Elektro Innovations-Team GbR einen so guten und verständnisvollen Arbeitgeber gefunden habe. Zum anderen aber auch über die große und vielseitige Unterstützung von Fachkraft im Fokus. Ob es nun mit dem Studium klappt oder ich hier weiterarbeite, ich habe meinen Weg in Deutschland dank Fachkraft im Fokus gefunden“, schaut Azad Karjoul optimistisch in die Zukunft. Der zielstrebige Syrer plant seinen nächsten Karriereschritt. Azad Karjoul möchte zum Wintersemester 2018/19 sein Masterstudium als Medizintechniker beginnen. Noch vor fast 2 Jahren stand er vor der scheinbar unüberwindbaren Hürde, einen Arbeitsplatz in seiner neuen Heimat Stendal zu finden trotz guter Sprachkenntnisse, einem Studienabschluss und Berufserfahrung.
„Es ist nicht immer einfach, Unternehmen für unsere Zielgruppe zu öffnen. Viele Unternehmen scheuen sich, einen Geflüchteten einzustellen, weil Unsicherheiten bezüglich der rechtlichen und behördlichen Rahmenbedingungen bestehen, aber auch aufgrund soziokultureller Bedenken. Unsere Aufgabe ist es, durch unsere intensive Begleitung, die Unternehmen bei ihren Fragen und Problemen zu unterstützen, ob mit dem neuen Mitarbeiter oder den Behörden. Diese Zusammenarbeit war für die Elektro Innovations-Team GbR entscheidend, Herrn Karjoul eine Chance zu geben“, erklärt Willkommensbegleiter Felix Rüge. Über eine Empfehlung des Innovations- und Gründerzentrum Altmark lernt Felix Rüge das Unternehmen kennen. Zu Beginn gibt Unsicherheiten bezüglich kultureller Unterschiede, einen Geflüchteten einzustellen. Felix Rüge nimmt sich die Zeit, die Arbeit der Willkommensbegleitung zu erklären, Bedenken zu lösen und Türen zu öffnen: fünf Termine in zwei Monaten. „Es war vor allem eine Überzeugungsarbeit. Ich musste Vertrauen aufbauen“, erinnert er sich. Die Elektro Innovations-Team GbR gibt Azad Karjoul eine Chance. Im Dezember 2016 erhält der junge Syrer einen Zweijahresvertrag. Von da an ist Felix Rüge regelmäßig im Unternehmen. „Das ist das besondere an der Willkommensbegleitung. Unsere Arbeit hört nicht auf, wenn unsere Kund:innen einen Arbeitsplatz gefunden haben“, so Felix Rüge. Dasein, wenn sich Probleme im Unternehmen bei der Integration ergeben oder der Geflüchtete Sorgen hat. Entgegen allen anfänglichen Bedenken läuft alles gut. Das Unternehmen ist zufrieden mit seinem neuen Mitarbeiter. Statt Problemen kann Azad Karjoul weiter seine Zukunft planen. Mit der Unterstützung von Regionalberaterin Jana Worreschk absolviert er über das Weiterbildungsförderprogramm des Landes Sachsen-Anhalt WEITERBILDUNG DIREKT erfolgreich den C1-Sprachkurs. „Aufgrund meiner Berufspraxis in Syrien im Bereich Medizintechnik wurde trotz meines tollen Arbeitsplatzes bei der Elektro Innovations-Team GbR der Wunsch in mir immer stärker, noch einmal zu studieren“, so Azad Karjoul. Das Stendaler Unternehmen möchte dem engagierten Syrer keine Steine in den Weg legen: „Bevor wir Herrn Karjoul kennen gelernt haben, hatten wir Bedenken. Nun sind wir traurig, einen guten Mitarbeiter gehen zu lassen. Aber wir wollen uns seinem Karrierewunsch nicht in den Weg stellen. Er kann aber jederzeit zu uns zurückkehren“, lässt ihm Her Müller, Gesellschafter der Elektro Innovations-Team GbR das Hintertürchen auf.