Diskriminierungsarme Bilder in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Diskriminierungsarme Sprache drückt sich auch und teilweise sogar insbesondere in Bildern aus. Denn Fotos und Videos haben eine unmittelbare und emotionale Wirkung. Wir glauben, was wir sehen – selbst, wenn das nur einen Ausschnitt oder eine Konstruktion zeigt. Gleichzeitig sind Bilder Interpretationen, die ähnlich wie das gesprochene oder geschriebene Wort Macht- und Herrschaftsverhältnisse widerspiegeln. Entsprechend schnell kann es passieren, dass sie bewusst oder unbewusst Stereotype reproduzieren. Denkt man beispielsweise an die Darstellung von Menschen mit Behinderung, so sind entsprechende Fotos oft auf die Behinderung reduziert oder zeigen einen Menschen im Rollstuhl – obwohl das Spektrum in diesem Feld viel breiter ist. Ähnlich zeigt es sich bei Integrations- und Migrationsthemen: Hier werden entsprechende Beiträge häufig mit Bildern illustriert, die Frauen mit Kopftuch von hinten zeigen. Die Heterogenität der migrantischen Gruppen in Deutschland wird so verkleinert oder gar negiert. Bilder im Kontext von LSBTIQ* (Abkürzung für Lesbisch Schwul Bi Trans* Inter* Queer) zeigen dagegen meist ein schwules Pärchen – Lesben, Trans*, Bi- oder intersexuelle Menschen werden visuell nicht repräsentiert.

Derartige Praxen sind auch für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit relevant, da gerade hier Bilder oft eine zentrale Rolle spielen: So gehört es mittlerweile nicht selten zu umfassender Medienarbeit, zu einer Pressemitteilung auch Bilder anzubieten. Die eigene Homepage, Social-Media-Kanäle und Publikationen wie Broschüren oder Flyer sind ohne Bildmaterial nicht denkbar und bei Presseterminen wie etwa Interviews werden meist Fotos gemacht. Dementsprechend sollten für den Umgang mit Fotos und Videos in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit folgende Leitlinien gelten:

  1. Fotos und Videos sollten die Realität möglichst exakt und nicht wertend wiedergeben. Die Wahl von Ausschnitten sollte bewusst erfolgen.
  2. Im Bildmaterial sollte Augenhöhe zwischen den dargestellten Menschen herrschen. So können beispielsweise Sitzanordnungen ungewollte Hierarchien ausdrücken.
  3. Betroffene sollten gefragt werden, wie sie dargestellt werden wollen bzw. welche Darstellungen sie als diskriminierend empfinden.
  4. In Bildunterschriften sollte darauf geachtet werden, dass alle Menschen Namen haben.
  5. Zu Diskriminierungssensibilität gehört auch, dass vorgefertigte Bilder, die wir alle im Kopf haben, zum Thema gemacht werden.

Werkzeuge für einen diskriminierungssensiblen Einsatz von Bildern

Eine Möglichkeit, diskriminierungsarme Bilder auszuwählen, sind entsprechende Bilddatenbanken. Empfehlenswert ist das Beispiel Gesellschaftsbilder des Vereins Sozialhelden e.V. Hier finden sich Fotos, bei denen die Models als Expert:innen gesehen werden, die über Fragen der Repräsentation und Authentizität entscheiden.

Eine weitere Hilfestellung bietet die Checkliste, welche bei „Voll im Bild?! Workshop für diskriminierungsarme Bild-Berichterstattung“ entwickelt wurde, einer gemeinsamen Veranstaltung der Vereine Neue deutsche Medienmacher, Sozialhelden und Lesben- und Schwulenverband Deutschland. 

Hinweis auf Arbeitshilfe

Weitere Informationen, Empfehlungen und gelungene Beispiele aus der Praxis finden sich in der Publikation „Diskriminierungssensible Sprache in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Arbeitshilfe für den Bereich Bild“.

Weiterführende Link- und Literaturtipps

Coen, Amrai/Henk, Malte/Sußebach, Hennig: Diese Bilder lügen, in: Die Zeit, 2015 

Pörksen, Uwe: „Weltmarkt der Bilder. Eine Philosophie der Visiotype“, Stuttgart 1997