Migrations- und Diskriminierungssensibilität drückt sich nicht zuletzt auch in einer diskriminierungsarmen Sprache aus. Das aus gutem Grund: Sprache beeinflusst unsere Wahrnehmung und damit auch unsere gesellschaftliche Realität, sie ist Grundlage unseres menschlichen Miteinanders. Gleichzeitig zeigt Sprache Machtverhältnisse auf: Wer spricht über wen? Über wen wird nicht gesprochen? Wer hat gar keine Stimme? Mit welchen Bezeichnungen werden Menschen oder Gruppen belegt? Und: Sprache ist niemals neutral. So verschleiert beispielsweise das vermeintlich objektive Wort von der „Entdeckung Amerikas“, dass eine brutale und unzählige Menschenleben kostende Kolonialisierung stattfand. Noch deutlicher wird das Problem beim Begriff „Reichskristallnacht“: Obwohl weit verbreitet handelt es sich doch um die beschönigende Bezeichnung der Reichspogromnacht, welche den Auftakt der systematischen Judenvernichtung bildete.
Vor diesem Hintergrund wird deutlich, wie zentral ein bewusster Gebrauch von Sprache, insbesondere in unserer heutigen pluralen Gesellschaft, ist. Und das gilt eben auch für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Zum einen, weil diese auf gesellschaftliche Diskurse Einfluss nimmt, zum anderen, weil sie niemanden unbeabsichtigt verletzten sollte. Doch wie gelingt ein migrations- und diskriminierungssensibler Sprachgebrauch? Hier hilft es, sich folgende Empfehlungen bewusst zu machen:
Werkzeuge für einen diskriminierungssensiblen Sprachgebrauch
Zahlreiche Werkzeuge und Empfehlungen helfen dabei, sich migrations- und diskriminierungssensibel auszudrücken – indem sie etwa die Problematik einzelner Begriffe erklären, alternative Benennungsmöglichkeiten aufzeigen und für das Thema generell sensibilisieren. Diese Instrumente finden sich für ganz unterschiedliche marginalisierte Gruppen. In der Folge sind einige davon aufgeführt:
Instrumente für einen migrationssensiblen Sprachgebrauch
Amnesty International: Glossar für diskriminierungssensible Sprache
AntiDiskriminierungsBüro Köln: Leitfaden für einen rassismuskritischen Sprachgebrauch - Handreichung für Journalist_innen
Arbeitskreis Kommunaler Qualitätszirkel zur Integration: Handreichung Begriffe Einwanderungs- und Integrationspolitik
Autor*innenKollektiv Rassismuskritischer Leitfaden: Rassismuskritischer Leitfaden zur Reflexion bestehender und Erstellung neuer didaktischer Lehr- und Lernmaterialien für die schulische und außerschulische Bildungsarbeit zu Schwarzsein, Afrika und afrikanischer Diaspora
Berliner Entwicklungspolitischer Ratschlag (BER): Von Trommlern und Helfern: Checklisten zur Vermeidung von Rassismen in der entwicklungspolitischen Öffentlichkeitsarbeit
glokal e.V.: Mit kolonialen Grüßen … Berichte und Erzählungen von Auslandsaufenthalten rassismuskritisch betrachtet
heldenwetter.de: Wie „wir“ über „die“ schreiben: Gedanken zur Sprache in Reiseberichten
Neue deutsche Medienmacher e.V.: Glossar der Neuen deutschen Medienmacher. Formulierungshilfen für die Berichterstattung im Einwanderungsland
Instrumente für einen diskriminierungssensiblen Sprachgebrauch im Bereich Menschen mit Behinderung
Sozialhelden e.V.: Leidmedien – über Menschen mit Behinderung berichten
Universität Salzburg: Das Buch der Begriffe
Instrumente für einen diskriminierungssensiblen Sprachgebrauch im Bereich LSBTIQ*
Bund Lesbischer & Schwuler JournalistInnen: Schöner schreiben über Lesben und Schwule
TransInterQueer e.V.: Trans* inter* queer-ABC
Transgender Network Switzerland: Medienguide
Die Frage des Genderns
Zum Bereich diskriminierungssensiblen Sprachgebrauchs gehört auch die Frage des Genderns. Damit ist eine inklusive Sprache gemeint, die sowohl die männliche als auch die weibliche Schreibweise berücksichtigt. Hier gibt es verschiedene Formen:
Ob und in welcher Form in der eigenen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gegendert wird, ist eine Frage, die grundsätzlich geklärt und dann konsequent angewendet werden sollte. Hier helfen einige nützliche Link- und Literaturtipps:
Agentur für Gleichstellung im Europäischen Soziafonds: Leitfaden zum geschlechtergerechten Formulieren im Bereich Arbeitsmarktpolitik
Freie Universität Berlin: Geschlechtersensible Sprache
IG Metall: Tipps für die Gendersprache in der Öffentlichkeitsarbeit
Johanna Müller: Geschickt gendern
Journalistinnenbund: Genderleicht. Portal für gendersensible Kommunikation in Wort und Bild
LMU München: Leitfaden gendergerechte Sprache
Universität Köln: ÜberzeuGENDERe Sprache. Leitfaden für eine geschlechtersensible und inklusive Sprache
Universität Potsdam: Leitfaden zur Anwendung einer gendergerechten Sprache
Hinweis auf Arbeitshilfe
Weitere Informationen, Empfehlungen und gelungene Beispiele aus der Praxis finden sich in der Publikation „Diskriminierungssensible Sprache in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Arbeitshilfe für den Bereich Wort“.
Weiterführende Link- und Literaturtipps
Adibeli Nduka Agwu / Antje Lann Hornscheidt (Hrsg.): „Rassismus auf gut Deutsch. Ein kritisches Nachschlagewerk zu rassistischen Sprachhandlungen (Transdisziplinäre Genderstudien 1)“, Brandes & Apsel, Frankfurt a. M. 2010
Sozialhelden e.V.: Ramp Up – Barrierefreie Veranstaltungen planen, Veranstaltungskommunikation
Stefanowitsch, Anatol: „Eine Frage der Moral. Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“, Berlin 2018